Jungfreisinnige schiessen gegen «Grand Hotel FDP»
BERN. Jungfreisinnige stellen öffentlich ihre Mutterpartei an den Pranger. Die FDP nimmt es gelassen.
13 Jung-FDPler haben es satt, die «Dienstmänner» ihrer Mutterpartei zu sein. «Als Nachwuchs des Freisinns fühlt man sich zurückversetzt in ein altehrwürdiges Grand Hotel, und zwar in die Rolle des Portiers», schreiben sie in einem öffentlichen Schreiben im «Schweizer Monat».
Darin kritisieren sie einen fehlenden Meinungswettbewerb. Die Führungsgremien würden zu oft mit einer Meinung nach vorne preschen und so jegliche Kritik verhindern. Die FDP verliere ihre liberalen Werte. Die Förderprogramme drehten sich primär um Kommunikation und Networking. Auch das Prinzip Leistung werde nicht mehr gelebt. Alter, Geschlecht und berufliche Stellung seien wichtiger als politisches Engagement. Der Fadenführer und Vizepräsident der Jungfreisinnigen St. Gallen, Ramiz Ibrahimovic, und die weiteren Verantwortlichen äussern sich gegenüber 20 Minuten nicht. Andri Silberschmidt, Präsident der Jungfreisinnigen Schweiz, sagt: «Politik kann frustrieren, aber deshalb muss man trotzdem weitermachen – und nicht drohen, die Partei zu verlassen.»
FDP-Präsidentin Petra Gössi sagt, die Kritik überrasche sie. Der Jungfreisinn habe in den FDP-Gremien überall Einsitz. «Ich denke also, dass die Kritik von Einzelpersonen kommt und nicht der Position der Jungfreisinnigen Schweiz entspricht.» Doch falls das Bedürfnis bestehe, sei sie für eine Diskussion gern bereit.