Zwei oder mehr Pässe
BERN. In der Schweiz leben zunehmend Doppelund Mehrfachbürger. Das ruft auch Kritiker auf den Plan.
«Bist du Schweizer oder Ausländer?» Ein wachsender Teil der Bevölkerung beantwortet diese Frage mit «weder noch» oder «sowohl als auch». Wie eine neue Studie der Eidgenössischen Migrationskommission (EKM) zeigt, hat inzwischen jeder vierte Schweizer im In- und Ausland mindestens eine weitere Staatsbürgerschaft. Immer mehr Menschen erlangen diese durch Einbürgerung oder Geburt. Die Schweiz lässt die Doppelbürgerschaft seit 1992 zu. Weltweit akzeptieren immer mehr Staaten den Doppelbürgerstatus.
«Der Doppelbürgerstatus ist eine soziale Realität geworden», sagt EKM-Präsident Walter Leimgruber (siehe Interview). Es gelte, das grosse Potenzial der Doppelbürger auszuschöpfen. SVP-Nationalrat Peter Keller dagegen beobachtet die Entwicklung kritisch: «Für Schweizer Einfachbürger ist es ungerecht, dass Doppelbürger mehr Rechte, aber nicht mehr Pflichten erhalten.» So könnten Letztere die Schweizer Militärpflicht umgehen oder in mehreren Ländern abstimmen. Keller glaubt: «Doppelbürgerschaften können die Integration hemmen, weil immer die Möglichkeit besteht, der Schweiz den Rücken zu kehren.» Der Nidwaldner fordert, dass sich Schweizer mit Doppelpass entscheiden sollen, wo und wie sie ihr Abstimmungs- und Wahlrecht wahrnehmen wollen.
Das Thema stösst auf riesiges Interesse: Innert einer Stunde meldeten sich rund hundert Doppelbürger, die ihre Geschichte teilen wollten. Lesen Sie hier vier Porträts.