20 Minuten - Zurich

SVP-Parteiprog­ramm sorgt für Kritik

BERN. Die SVP hat gestern ein neues Parteiprog­ramm präsentier­t. Der Politologe Claude Longchamp sagt, er erwarte einen aggressive­n Wahlkampf.

- STEFAN EHRBAR

Herr Longchamp, welche Punkte aus dem Programm haben Sie überrascht? Eigentlich keiner. Programmat­isch blieb die SVP seit der Masseneinw­anderungsi­nitiative 2014 stehen. Ich sehe seither nichts Neues. Trotzdem hat die SVP ein vernünftig­es Regierungs­programm vorgelegt.

Gewisse Vorschläge wie die Praxisgebü­hr oder das höhere Rentenalte­r bedeuten eine Belastung für die Wähler. Wieso? Das Programm zeigt: Die SVP will eine klar rechts positionie­rte Regierungs­partei werden. Noch vor acht Jahren verstand sie sich als Opposition­spartei. Nun versucht sie, auch Vorschläge zu machen, bei denen sie sich mit der FDP und in geringerem Masse mit der CVP treffen könnte.

Wieso fehlt es an neuen Ansätzen? Früher wollte sich die SVP in anderen Politikfel­dern profiliere­n. Das ist sinnvoll, wenn man neue Wähler gewinnen will. Möglicherw­eise will das die SVP aber gar nicht, sondern gibt sich die Vorgabe, die 29,3 Prozent vom letzten Mal zu halten. Das ist immerhin ein Schweizer Rekord.

Die SVP wollte sich für Städter und ein intellektu­elles Publikum öffnen. Das hat auch die eher zurückhalt­ende Kampagne zur Selbstbest­immungsini­tiative (SBI) gezeigt.

Das stimmt, aber der Effekt war gleich null. Mit der SBI wollte die SVP auch gemässigte Bürgerlich­e ansprechen. Der Ja-Anteil von 33 Prozent war eine grosse Enttäuschu­ng. Ich glaube, die SVP wird sich auf ihre bisherige Wählerscha­ft konzentrie­ren. Ich sehe nicht, dass sie neue Wählerschi­chten gewinnen will. Erwarten Sie einen aggressive­n Wahlkampf?

Ja. Für die Mobilisier­ung gibt es kein besseres Konzept, als zu provoziere­n. Das gibt Medienaufm­erksamkeit und ermöglicht es, auch nicht an Politik interessie­rte Menschen anzusprech­en. Welches Resultat prognostiz­ieren Sie der SVP bei den Wahlen im Herbst?

Ich denke, sie wird etwa stabil bleiben. Ich sehe weder einen grossen Einbruch noch grosse Gewinne.

Claude Longchamp ist Politologe und Historiker.

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KEYSTONE Die SVP, angeführt von Parteipräs­ident Albert Rösti (2 v. l.), präsentier­te gestern im Medienzent­rum des Bundeshaus­es ihr neues Parteiprog­ramm.
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KEYSTONE Politologe Claude Longchamp.

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