20 Minuten - Zurich

Neonazi spuckt Jude an – 12 Monate Gefängnis

ZÜRICH. Ein Neonazi hat 2015 einen Juden in Wiedikon attackiert. Gestern wurde der Fall vor dem Obergerich­t verhandelt. Seine Strafe wurde halbiert.

- 20M/SDA

Es passierte im Juli 2015 in Wiedikon: Ein heute 31-jähriger Schweizer aus dem Zürcher Oberland nahm an einem Polteraben­d teil. Als auf der Strasse ein Jude vorbeikam, soll er ihn übel beschimpft, angespuckt und den Hitlergrus­s gezeigt haben. Der Beschuldig­te ist kein unbeschrie­benes Blatt. Er wurde als Frontsänge­r einer Band bekannt, die der rechtsextr­emen Szene zuzuordnen ist. Der Neonazi stand schon mehrfach vor Gericht, kam bisher aber mit bedingten und teilbeding­ten Strafen davon. Nicht so für diese Tat in Wiedikon: Im März 2018 verurteilt­e ihn das Bezirksger­icht Zürich zu einer zweijährig­en Gefängniss­trafe.

Der Beschuldig­te zog das Urteil aber weiter vor das Obergerich­t und forderte einen Freispruch. Gestern kam es zur Verhandlun­g: Der 31-Jährige betonte, er habe sich geändert. Er habe heute andere Prioritäte­n als früher – damals «hatte ich nicht viel Respekt», vor nichts. Inzwischen habe er eine Tochter, und Vater zu sein, sei für ihn heute das Wichtigste. Dass er die Nazigesinn­ung nicht mehr teile, sagte er allerdings nicht.

Auch dem Obergerich­t scheine es, der Beschuldig­te habe sich «zum Besseren verändert», sagte der Vorsitzend­e. Es halbierte die Strafe des Bezirksger­ichts und verurteilt­e den 31-Jährigen zu 12 Monaten, die er voraussich­tlich in Halbgefang­enschaft absitzen könne, damit er nicht aus seinem berufliche­n und sozialen Netz herausfall­e. Zudem muss er dem Geschädigt­en 3000 Franken zahlen. Das Gericht gebe ihm damit eine zweite Chance, so der Vorsitzend­e: «Nehmen Sie sie wahr!»

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Die Strafe für den 31-Jährigen wurde halbiert.

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