«Cosar trainierte uns an Waffen»
DEREK. Der Schweizer Johan Cosar wurde für seinen Kampf gegen den IS verurteilt. Seine Kameraden in Syrien sind empört.
David Abgar ist enttäuscht von der Schweiz. Die Verurteilung des Schweizer Unteroffiziers Johan Cosar durch das Militärgericht in Bellinzona findet er unfair. «Dass ausgerechnet die Schweiz Gesetze vor Humanitäres stellt, hätte ich nicht gedacht», sagt Abgar. 20 Minuten traf den 25-jährigen Sprecher der assyrisch-christlichen Miliz MFS im nordsyrischen Derek.
Für Abgar und den MFSKämpfer ist Johan Cosar ein Held. Als der Vater des Tessiners nach dem Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs 2011 verhaftet wurde und spurlos verschwand, reiste sein Sohn Johan nach Syrien. «Zu seinem Vater fand er nichts heraus», sagt Abgar. «Was er aber vorfand, war unsere an Leib und Leben bedrohte assyrische Gemeinschaft. Unsere Dörfer wurden von den Islamisten terrorisiert, es gab unsägliche Verbrechen. Er motivierte die Assyrer, uns und unser Land zu verteidigen», erzählt Abgar.
2013 gründete Cosar den «Militärrat der Assyrer» (MFS). Heute umfasst der MFS rund 2500 Kämpfer. «Cosar trainierte uns an den Gewehren und in Selbstverteidigung», sagt Abgar und liefert sogleich ein anschauliches Beispiel: «Cosar wies uns an, eine Kalaschnikow immer am Munitionsschaft zu halten, um besser zielen zu können und die Waffe zu stabilisieren. Damit stachen wir Assyrer im Kampf gegen die Islamisten heraus, der Griff wurde zu unserem Erkennungsmerkmal. Unsere Verbündeten der von den Kurden angeführten Syrian Democratic Forces (SDF) sahen die Vorteile und kopierten ihn. Das macht uns sehr stolz.»
Cosars Verurteilung zu einer bedingten Geldstrafe kann David Abgar nicht nachvollziehen. Sie demoralisiere die assyrische Gemeinschaft, sagt er. «Für uns heisst das, dass die Schweiz uns nicht als schützenswert betrachtet. Doch Cosar kam nicht nach Syrien, um zu kämpfen, sondern, um uns auszubilden. Es muss doch Ausnahmen geben. Gesetze sollten für Menschen da sein, nicht umgekehrt.»