Was soll das neue «d» in den Stelleninseraten?
ZÜRICH. Bei Stelleninseraten gesellt sich zum gewohnten «m/w» neuerdings ein «d» dazu. Erste Schweizer Firmen benutzen es schon. Das steckt dahinter.
Es sorgt für Verwirrung: Das «d» in Stelleninseraten. Bis vor kurzem benutzten Firmen lediglich «m/w», um beide Geschlechter anzusprechen. Doch jetzt sind auf Job-Portalen plötzlich zahlreiche Stellen mit dem Vermerk «m/ w/d» gelistet. Der Hintergrund: In Deutschland können sich Menschen, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnen lassen, als «divers» im Personenstandsregister eintragen lassen. Um nicht mit dem Gleichbehandlungsgesetz in Konflikt zu geraten, müssen Arbeitgeber ein «d» für divers oder ein «i» für intersexuell bei Job-Inseraten hinzufügen.
Jetzt folgen erste Schweizer Firmen dem Beispiel. Zurzeit sind auf Jobs.ch 1822 Stellen mit dem Vermerk «m/w/d» zu finden. Auf 100000Jobs.ch sind es rund 700 Stellen. Viele davon haben ihren Hauptsitz in Deutschland, wie etwa die Drogeriekette Müller. Sie sucht am Standort Basel einen «Kassierer m/w/d». Aber auch Firmen mit Schweizer Hauptsitz haben den dritten Buchstaben eingeführt. So sucht der Pharmariese Roche einen «Materialplaner m/w/d». Der Zusatz diene als Anerkennung, dass es Personen gebe, die sich weder als männlich noch als weiblich klassifizierten, so ein Sprecher.
HR-Experte Jörg Buckmann steht dem «d» skeptisch gegenüber. Der Zusatzbuchstabe könne Diskriminierung nicht verhindern. «Gleichstellung beginnt im Kopf», so Buckmann. Für Daniela Truffer von Zwischengeschlecht.org ist der dritte Buchstabe in Jobinseraten lediglich ein Nebenschauplatz. «Wir haben ganz andere Probleme», sagt sie, «IntersexKinder werden nach wie vor genitalverstümmelt, und das trotz bereits vier UNO-Rügen.»