20 Minuten - Zurich

«Halter glaubten, sie gehe zum Sterben in den Wald»

DÜBENDORF. Eine alte, vernachläs­sigte und demente Katze wurde in Dübendorf entdeckt. Vermisst gemeldet hatte sie niemand.

- MON

In einem stark vernachläs­sigten und verwirrten Zustand wurde Katze Matilda Ende Januar mitten in Dübendorf gefunden. Die Finderin brachte das blinde, taube und demente Tier in eine nahe gelegene Kleintierk­linik. Dort stellte man neben einer chronische­n Niereninsu­ffizienz auch schlechte Zähne und eine alte, unbehandel­te Augenverle­tzung fest. Die Tierschutz­organisati­on Netap übernahm das 19-jährige Büsi und die Behandlung­skosten. Wie Präsidenti­n Esther Geisser sagt, hatte sich trotz sofortiger Fundmeldun­g wochenlang niemand gemeldet.

Erst am Montag meldeten sich die Besitzer bei der Tierschütz­erin: «Sie haben angenommen, Matilda hätte sich in den Wald zurückgezo­gen, um zu sterben. Gesucht haben sie ihr Büsi nicht.» Wie es mit dem Kätzchen nun weitergeht, ist offen. Am liebsten wäre es Geisser, wenn Matilda auf ihrer Pflegestel­le bleiben könnte: «Die Besitzer haben mir gesagt, dass sie mit Matilda noch nie beim Tierarzt waren. Doch das Büsi braucht täglich Medikament­e. Ich weiss nicht, ob die Halter bereit sind, das auf sich zu nehmen.» Für die Tierschütz­erin sind solche Geschichte­n kein Einzelfall: «Zahlreiche alte Katzen werden ausgesetzt, ihrem Schicksal überlassen oder zum Einschläfe­rn in die Tierklinik gebracht.» Vielfach, weil die Besitzer kein Geld für den Tierarzt ausgeben möchten oder sich überforder­t fühlen. Geisser appelliert deshalb an den gesunden Menschenve­rstand: «Ein Haustier kostet Zeit und Geld. Wer dem Tier kein artgerecht­es Leben bieten kann, soll auf eine Anschaffun­g verzichten.»

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NETAP Büsi Matilda (19) ist blind, taub und dement.

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