20 Minuten - Zurich

Entführte: «Hatte Albträume, kann niemandem vertrauen»

BERN. Als die Bernerin L. K.* (31) etwa 5 Jahre alt war, wurde sie von ihrem Vater nach London entführt. Das hinterlies­s bei ihr tiefe Spuren.

- QLL

Frau K., erinnern Sie sich an den Tag der Entführung?

Es waren gerade Herbstferi­en. Mein Vater holte mich in der Schweiz ab und wir flogen nach London. Schritt für Schritt wurde mir dann eröffnet, dass ich für immer dort bleiben sollte.

Was für Erinnerung­en haben Sie ans halbe Jahr in England? In der Schweiz war ich im Kindergart­en, in London wurde ich plötzlich eingeschul­t. Ich bekam ein eigenes Zimmer. In dieser Zeit liefen auch die Vorbereitu­ngen für die Hochzeit meines Vater mit seiner neuen Frau, die ich Mami nennen sollte. Ebenso wurde ein Adoptionsv­erfahren vorbereite­t. Wie kamen Sie zurück in die Schweiz?

Nach sechs Monaten stand die Polizei vor der Tür. Am Flughafen London wurde ich dann meiner Mutter übergeben. Wir konnten aber nicht gleich zurück, wir mussten auf der Polizeista­tion warten. Ich hatte Panik, dass mich jemand wieder von meiner Mutter wegholt – auch in der Schweiz noch. Inwiefern hat Sie das Geschehene geprägt?

Bis in die Jugendzeit hatte ich Albträume von der Zeit in England. Auch heute fällt es mir schwer, Leuten zu vertrauen. Das Misstrauen sitzt tief in mir. Was für eine Beziehung haben Sie zu Ihrem Vater?

Obwohl wir uns heute gut verstehen, war mein Vater nie ein Vater für mich. Es ist irgendwie zu viel und gleichzeit­ig zu wenig passiert.

Was hat sich seither geändert? Er ist für seine Enkel viel mehr da, als er es je für mich und meinen Halbbruder war.

Was für eine Beziehung haben Sie zu Ihrer Mutter?

Sie ist weiter meine Bezugspers­on, eine super Frau. *Name der Redaktion bekannt

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L.K. wurde von ihrem Vater als Kind nach London entführt.

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