Velofahrer und Fussgänger kapieren die 300 000-Franken-Lämpli nicht
ZÜRICH. Boden-Ampeln sollen ein Chaos auf der Hardbrücke verhindern. Nur verstehen sie nicht alle. Nun handelt die Stadt.
Bei den Tram- und Bushaltestellen Hardbrücke ist es eng. Zu Stosszeiten warten viele Fussgänger auf dem Trottoir, und gleichzeitig wollen Velofahrer durch die Menge – Konflikte sind programmiert. Um diese zu minimieren, hat die Stadt 2017 Boden-Ampeln für rund 300000 Franken installiert. Leuchten die weissen LED-Lämpchen, sollen die Fussgänger den Velofahrern Platz machen. Naht ein Bus oder Tram, schalten die Lampen im Asphalt auf Rot, und die Fussgänger haben Vortritt. Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart (Grüne) findet, dass sich seither die Situation verbessert hat. «Trotzdem haben wir den Eindruck, dass viele das System noch nicht richtig kennen», sagt sie. Deshalb sollen laut Mitteilung «pfiffige Videos» das richtige Verhalten erklären. Engagiert hat die Stadt dafür das Komikerduo Lapsus. Die Kosten der beiden Spots: 25 000 Franken.
Dave Durner, Geschäftsführer von Pro Velo Zürich, ist skeptisch, was die Videos angeht: «Es ist wohl der verzwei- felte Versuch, aus einer total verkorksten Situation das Beste herauszuholen.» Für ihn ist es nicht verwunderlich, dass es so viel Knatsch gibt, wenn man die schwächsten Verkehrsteilnehmer aufeinander loslasse: «Für wesentliche Verbesserungen müsste man die Hardbrücke neu bauen oder zumindest eine Autospur für die Velofahrer freigeben.» Weil dies aber politisch schwer umsetzbar sei, seien Boden-Ampeln wohl die einzige Lösung. Allzu viel bringen sie laut Durner aber nicht: «Das System wird nicht intuitiv verstanden.»
Beim VCS Zürich ist man hingegen von den Boden-Ampeln überzeugt. Co-Geschäftsführer Markus Knauss sagt: «Früher mussten die Velofahrer Slalom fahren.» Heute seien die Flächen dank der Lämpchen klar aufgeteilt.