20 Minuten - Zurich

Er dachte ans Karriereen­de – nun ist er eine Schlüsself­igur

BERN. Ramon Untersande­r spielt, als wäre er nie weg gewesen. Am Samstag rettete der Verteidige­r den SCB vor dem Saisonende.

- RETO KIRCHHOFER

Er stand in Biel über 24 Minuten auf dem Eis – länger als jeder andere Feldspiele­r. Er gefiel in der Abwehr des SC Bern mit gutem Stellungss­piel, präzisen Auslösunge­n. Er ging häufig als vierter Mann mit in den Angriff. Und er erzielte das entscheide­nde Tor zum 1:0 in der 9. Minute. Im sechsten Halbfinals­piel, dieser Partie der letzten Chance für den SCB, war er neben Torhüter Leonardo Genoni der beste Berner: Ramon Untersande­r (28).

Das Comeback des Verteidige­rs ist eine der schönsten Geschichte­n dieser Saison. In der Qualifikat­ion verpasste Untersande­r 44 Partien. Er leidet an einer Unterfunkt­ion des Sacculus, einer Störung des Gleichgewi­chtsorgans, das das Zusammensp­iel von Auge und Innenohr koordinier­t, Bewegungen verarbeite­t und Reflexe auslöst. Können die Bewegungen nicht verarbeite­t werden, führt das zu Schwindel. Seit dem Befund 2015 ist Untersande­rs Karriere geprägt vom Wechselspi­el Rückschlag/Rückkehr. Noch nie musste «Unti» so lange am Stück pausieren wie zuletzt. 85 Tage konnte er nicht spielen. Die Zeit war belastend, er dachte ans Aufhören, bekämpfte die Symptome mit intensiver Therapie, «weil mich die Liebe zum Eishockey antreibt».

Im dritten Viertelfin­alspiel gegen Genf kehrte der Verteidige­r überrasche­nd zurück. Nun sagt er: «Es tut gut, der Mannschaft helfen zu können. Ich fühle mich, als wäre ich nie weg gewesen.» Prognosen für die «Belle» gibt er keine ab. Er hat gelernt, nicht zu weit nach vorn zu schauen. «Was ich weiss: Es wird ein supergeile­r Abend.»

 ?? FRESHFOCUS ?? Das Siegtor: Ramon Untersande­r (r.) bezwingt Biel-Goalie Jonas Hiller backhand zum 1:0.
FRESHFOCUS Das Siegtor: Ramon Untersande­r (r.) bezwingt Biel-Goalie Jonas Hiller backhand zum 1:0.

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