20 Minuten - Zurich

DNA-Phantombil­d soll bei Fahndungen helfen

ZÜRICH. Justizmini­sterin Karin Keller-Sutter will Straftäter in Zukunft gezielt nach Haut-, Haaroder Augenfarbe suchen.

-

Der Vergewalti­gungsfall von Emmen LU im Juli 2015 schockiert­e. Obwohl über 400 Männer zum DNA-Test aufgeboten wurden, fehlt vom Täter weiterhin jede Spur. Heute darf die Polizei DNA-Profile inhaltlich nicht auswerten, um Hinweise auf das Aussehen des Täters zu erhalten. Bundesräti­n Karin Keller-Sutter will das jetzt ändern, wie die «Zentralsch­weiz am Sonntag» berichtete.

Einige Spuren Blut, Speichel oder Sperma reichen, um im Labor die Augen-, Haar- oder Hautfarbe zu eruieren. In Zukunft könnten eventuell sogar Aussagen über Körpergrös­se, Haarstrukt­ur oder erblich bedingten Haarausfal­l gemacht werden, sagt Cordula Haas, Forscherin am Institut für Rechtsmedi­zin der Uni Zürich. In den USA gibt es bereits Firmen, die behaupten, aufgrund einer DNA-Analyse ein Phantombil­d erstellen zu können. Da nicht bekannt sei, welche Algorithme­n eingesetzt würden, sei das Vorgehen wissenscha­ftlich nicht nachvollzi­ehbar, so Haas. «Ein Phantombil­d des Täters zu erstellen, indem man seine DNA analysiert, ist – zumindest jetzt – eine Illusion.» Künftig werde aber immer mehr möglich sein. Auch dann wäre der Datenschut­z gewährleis­tet: «Wir würden keine Infos an die Polizei weitergebe­n, die nicht auch ein Zeuge machen könnte.»

Gegen eine inhaltlich­e DNAAnalyse spricht sich in der Zeitung der oberste Datenschüt­zer, Adrian Lobsiger, aus. Wenn etwa in einem Dorf die DNA-Analyse auf einen dunkelhäut­igen Täter hindeuten würde, kämen alle Männer mit dunkler Hautfarbe unter Generalver­dacht. «Gerade bei einer öffentlich­en Fahndung drohen Vorverurte­ilungen, die sich im schlimmste­n Fall in spontaner Gewalt entladen könnten.»

 ?? PARABON-NANOLABS ?? So könnte ein Phantombil­d dank DNA aussehen.
PARABON-NANOLABS So könnte ein Phantombil­d dank DNA aussehen.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland