Pädagogen fordern, dass Coop Kindergarten-Spot sofort entfernt
ZÜRICH. In einem Werbespot von Coop tritt eine überforderte Lehrperson auf. Viele Pädagogen sind sauer.
Kindergärtner Pascal kommt im neusten Werbespot von Coop etwas an seine Grenzen, als er zum ersten Mal mit seinen Schützlingen allein in den Wald geht. Weil er dessen Grösse falsch einschätzt, wird der Spaziergang länger als geplant. Auch die Nahrungsmittel-Allergien der Kinder sind für ihn eine Herausforderung. Doch Coop ist seine Rettung. Denn dort findet er laktosefreien Schoggi-Drink und glutenfreie Brötli.
Bei vielen Zürcher Kindergarten-Lehrpersonen kommt der Spot schlecht an. So findet M.D.*, dass er ein völlig falsches Bild des Berufs vermittle. «Niemand von uns ist so unvorbereitet wie dieser Mann im Video.» Und mit Kindern dürfe man sowieso nicht allein in den Wald. Zudem sei Coop nicht mal fähig, die offizielle Berufsbezeichnung «Kindergarten-Lehrperson» zu verwenden. Ihren Berufskollegen Niklaus Oppliger stört auch, dass Männer im Video als unprofessionell dargestellt werden. «Als Minderheit in diesem Beruf sind wir schon mit genügend Vorurteilen konfrontiert.» Gerade im Kanton Zürich gebe es einen Riesenmangel an Kindergarten-Lehrpersonen: «Mit dem Video wird das Image nur noch schlechter.» Unterstützung erhalten sie vom Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband ZLV. Vizepräsident Kurt Willi: «Der Spot zeigt, dass Coop keine Ahnung vom Kindergarten-Lehrberuf hat.» Der ZLV verlange von Coop die sofortige Entfernung des Videos.
Bei Coop ist das nicht geplant, wie es auf Anfrage heisst: «Wir erhalten viele positive Reaktionen auf unseren Spot und glauben, dass er in erster Linie so verstanden wird, wie er gemeint ist: mit einem Augenzwinkern.» Letztendlich zeige der Spot auf humorvolle Art, dass Coop für jeden da sei.
*Name der Redaktion bekannt