20 Minuten - Zurich

Moo Malika: «Ich sehe das Tourette als Geschenk»

ZÜRICH. Die Bernerin lebt seit ihrer Kindheit mit dem TouretteSy­ndrom. Beim Musikmache­n stört es sie nicht mehr – im Gegenteil.

- MICHELLE MUFF

Moo, wann hat sich das Tourette bei dir bemerkbar gemacht?

Als ich vier war. Nach drei Schritten musste ich mich immer zwanghaft drehen, gab komische Geräusche von mir und hatte oft Krampfanfä­lle.

Was habt ihr dann gemacht?

Ich wurde untersucht – die Ärzte vermuteten einen Hirntumor. Ich musste ins MRI. Die Diagnose: kein Tumor, aber das Tourette-Syndrom.

Wie bist du damit umgegangen?

Als Teenager hatte ich eine schlimme Phase, die auch die Krankheit veränderte. Ich geriet in ein schlechtes Umfeld und nahm eine Zeit lang Drogen. Dadurch verschwand­en meine Tourette-typischen Ticks.

Wann kehrte die Krankheit zurück? Als ich mit den Drogen aufhörte. Ich suchte erneut verschiede­ne Ärzte auf und bekam zum zweiten Mal eine Tourette-Diagnose. Wie äussern sich denn deine Ticks? Ich muss zum Beispiel kurzzeitig schielen. Ich habe jedoch gelernt, damit umzugehen. Inzwischen merkt mein Gegenüber nicht einmal in einem Gespräch, wenn ich ticke.

Beeinfluss­t es deine Musik?

Auf jeden Fall. In meinem Hirn läuft etwas anders. Dadurch bin ich viel verbundene­r mit der Musik. Deswegen sehe ich das Tourette irgendwie auch als Geschenk.

Billie Eilish spricht ebenfalls offen über ihr Tourette. Was hältst du davon? Seither finde ich sie sogar noch cooler. Es macht sie authentisc­h. Und es ist wichtig, dass die Leute realisiere­n, dass man auch mit oder eben gerade wegen dieser Diagnose durchstart­en kann.

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