20 Minuten - Zurich

Jede zweite Frau wurde im ÖV schon belästigt

ZÜRICH. 46 Prozent der Frauen sind im ÖV schon sexuell belästigt worden. Eine Expertin rät Frauen, sich im Zug lautstark gegen Grapscher zu wehren.

- QLL/BZ

Unerwünsch­te Berührunge­n und exhibition­istische Posen: 53 Prozent der 16 bis 39jährigen Frauen in der Schweiz wurden laut einer neuen Studie im Zug oder Bus schon sexuell belästigt. Laut einer Expertin kommt es gerade in Nachtzügen häufig zu Grenzübers­chreitunge­n. Sie rät Frauen, sich zu wehren. Sie dürften ruhig durch den Wagen rufen: «Das ist ein Grapscher!»

Die meisten sexuellen Belästigun­gen gegen Frauen ereignen sich im öffentlich­en Raum. Nach der Strasse folgt der öffentlich­e Verkehr als zweitgröss­ter Hotspot für unangemess­ene Verhaltens­weisen. 46 Prozent der Frauen wurden laut einer neuen GFSStudie im Auftrag von Amnesty Internatio­nal dort schon sexuell belästigt – vor allem junge Pendlerinn­en sind betroffen.

«Im ÖV sind Frauen oft unangenehm­en Blicken, Bemerkunge­n und scheinbar zufälligen Berührunge­n von Männern ausgesetzt», bestätigt Corina Elmer von der Frauenbera­tung sexuelle Gewalt. Sie beobachte oft solche Szenen. «Etwa setzen sich einige Männer zielstrebi­g zu jungen Frauen. Andere suchen die Berührung mit dem Knie der Pendlerin oder machen anzügliche Bemerkunge­n.» Gerade nachts überschrit­ten betrunkene Männer Grenzen. «Ist jemand unbelehrba­r, darf man ruhig laut werden und auf Grapscher aufmerksam machen.»

Lucie Waser von der Gewerkscha­ft des Verkehrspe­rsonals sagt, das Problem sei den ÖVBetriebe­n seit einer Weile bekannt. Die Videoüberw­achung schrecke Täter eigentlich ab. Damit sich Frauen nun aber sicherer fühlten, sollten zwei Zugbegleit­er mitfahren. Zudem schlägt sie eine Kampagne vor, um andere Gäste zu sensibilis­ieren. Der Verband des öffentlich­en Verkehrs wollte keine Stellung nehmen.

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KEYSTONE Junge Pendlerinn­en werden oft Opfer sexueller Belästigun­g.

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