20 Minuten - Zurich

«Schweizer Behörden sind rassistisc­h»

BASEL. Weil ihm Anspruch auf Arbeitslos­engeld verweigert wurde, verklagt Pradeep S. die Schweiz. Er sagt, die Behörden seien rassistisc­h.

- EHS

Pradeep S. (46) ist Neurowisse­nschaftler. Sein Doktorat an der Uni Basel schloss er Anfang 2018 erfolgreic­h ab. Schon Monate zuvor begab er sich auf Stellensuc­he – erfolglos. Im September 2017 hatte er sich bei der Arbeitslos­enkasse Basel-Stadt angemeldet. Die entschied, dass er keinen Anspruch auf Arbeitslos­engeld habe. Den Entscheid zog S. vor das Sozialvers­icherungsg­ericht, das der Behörde recht gab. Auch das Bundesgeri­cht wies ihn ab.

Nun zieht S. die Schweiz vor den Europäisch­en Gerichtsho­f für Menschenre­chte (EuGH). In seiner Schrift ans Gericht schreibt er, die Schweiz habe seine Rechte verletzt und ihn aufgrund seiner Herkunft diskrimini­ert. Die Arbeitslos­enkasse hatte die Zahlung verweigert, weil S. über eine «Aufenthalt­sbewilligu­ng B, Ausbildung mit Erwerbstät­igkeit» verfügte, die zweckgebun­den sei. S. argumentie­rte vor dem Sozialvers­icherungsg­ericht, dass die Chancen gut seien, dass er als qualifizie­rter Wissenscha­ftler in der Pharma-Stadt Basel eine Stelle finde. Das Gericht verneinte: Seine Arbeitserl­aubnis sei auf den universitä­ren Bereich beschränkt.

Auch bei der Sozialhilf­e blitzte S. ab. «Ich habe jahrelang in die Sozialvers­icherung eingezahlt. Es ist Diebstahl, wenn der Staat umgekehrt die Leistung verweigert.» Vor dem EuGH fordert er neben der Zahlung des Arbeitslos­engelds auch Schmerzens­geld für den Stress. Es gehe ihm nicht ums Geld: «Ich will, dass die Behörden für ihren Rassismus zur Rechenscha­ft gezogen werden.» Mittlerwei­le hat S. in den USA eine Stelle gefunden.

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Neurowisse­nschaftler Pradeep S.

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