20 Minuten - Zurich

Eltern sollen wählen dürfen, wo ihr Kind zur Schule geht

ZÜRICH. Eltern sind mit der Schule ihrer Kinder oft unzufriede­n. Darum kämpft die Elternlobb­y für die freie Schulwahl.

- ROL

In Muttenz BL legte ein Vater Rekurs ein, weil sein Sohn (6) in ein Schulhaus kommt, das einen Kilometer entfernt liegt – obwohl er gleich neben einer Primarschu­le wohnt. Die Schulleitu­ng begründet den Entscheid damit, dass es im näheren Schulhaus nicht genügend Platz habe und dass die Klassen gut durchmisch­t sein müssten (20 Minuten berichtete).

Solche Fälle sind der Elternlobb­y Schweiz bestens bekannt. Sie könnten einfach verhindert werden, sagt Vorstandsm­itglied Erwin Ogg: «Es braucht die freie Schulwahl.» In elf Kantonen sammelt die Elternlobb­y nun Unterschri­ften dafür. Die Gründe: Viele Kinder könnten in staatliche­n Schulen ihr Potenzial zu wenig entfalten. Die einzige Alternativ­e seien Privatschu­len. «Diese sind aber nur für die wenigsten Familien finanzierb­ar», sagt Ogg.

Für Lehrerverb­andspräsid­ent Beat W. Zemp ist die freie Schulwahl keine Option. Das Bildungswe­sen würde so massiv teurer: Beliebte Schulen müssten ihre Infrastruk­tur ausbauen, andere würden zu Restschule­n verkommen. Zudem bestünde die Gefahr einer «Zweiklasse­ngesellsch­aft».

«Die wichtige soziale Durchmisch­ung in den Klassen fiele weg», so Zemp. Schüler aus gutbetucht­en Familien kämen viel eher ins selbe Schulhaus, ebenso würden viele fremdsprac­hige Schüler oder solche aus bildungsfe­rnen Familien eher am selben Ort unterricht­et. «Dass Kinder aus allen Schichten zusammenko­mmen und so voneinande­r lernen, ist gerade eine grosse Stärke der staatliche­n Schulen», so Zemp.

Für Ogg ist das kein Argument gegen die freie Schulwahl. «Die soziale Durchmisch­ung der Schulen ist heute schon meist so wie jene der Wohnbevölk­erung in ihrer Umgebung.» So seien Schulen mit einem Ausländera­nteil von über 70 Prozent keine Seltenheit in der Schweiz.

«Dass Kinder aus allen Schichten zusammenko­mmen und so voneinande­r lernen, ist gerade eine grosse Stärke der staatliche­n Schulen.» Beat W. Zemp Lehrerverb­andspräsid­ent

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