Straight Edge: Lars lebt lieber nüchtern
ZÜRICH. Lars Hostettler lebt Straight Edge und sucht bewusst einen nüchternen Lebensstil. Die Bewegung findet immer mehr Anhänger.
«Ich habe seit sechs Jahren keinen Alkohol angerührt, ausserdem rauche ich nicht, nehme keine Drogen und habe keine One-Night-Stands», sagt Lars Hostettler. Während viele junge Menschen den Rausch geradezu suchen, streben Straight Edger gezielt nach Nüchternheit. «Früher habe ich getrunken und geraucht. Aber ich merkte, dass es mich träge macht. Über die Punk-Szene bin ich dann mit Straight Edge in Berührung gekommen und habe gemerkt: Das passt für mich», so der 24-Jährige.
Seit Lars eine Freundin hat, hat sich auch die Frage nach wechselnden Sexualpartnern erübrigt. Und zuvor? «Auch zuvor habe ich aus Respekt meinen Partnerinnen – aber auch mir selbst – gegenüber keine kurzzeitigen Abenteuer gesucht.» Seine Freundin übrigens lebt nicht «edge»: «Sie raucht, sie trinkt, das ist kein Problem.»
Immer wieder muss sich der 24-Jährige rechtfertigen. «Die Leute fragen, ob ich Muslim sei und aus religiösen Gründen nicht trinke. Oder sie bieten mir Bier und Zigaretten an und insistieren, wenn ich ablehne.» Der Altenpfleger möchte bis an sein Lebensende «edge» leben. Das Symbol der Bewegung, ein schwarzes X, hat er sich unter die Haut stechen lassen.
Lars ist kein Einzelfall: «Es gibt vermehrt Jugendliche, die weder Nikotin, Alkohol noch Cannabis konsumieren. Auch das Einstiegsalter für diese Substanzen ist gestiegen», sagt Markus Meury von Sucht Schweiz. Gabriel Kuhn, Autor eines Buches über die Bewegung, spricht ebenfalls von einem Zuwachs: «Heute wollen alle gesund und fit sein. Straight Edge bietet sich hier an.»