Armeechef Rebord will Transmenschen in RS
BERN. Armeechef Philippe Rebord will mehr Frauen in die Armee locken. Gegenüber Trans-menschen ist er offen.
Wer eine Geschlechtsumwandlung machte, fiel bei der Aushebung bislang durch. Doch jetzt sagt Armeechef Philippe Rebord im Interview: «Auch Transmenschen haben ein Anrecht, Dienst zu leisten, wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind.» Ausgelöst hat die Debatte der Fall von Transmann Ellyot (21): Dieser will unbedingt in die RS, wurde aber für untauglich erklärt.
Herr Rebord, Sie haben die «RS light» mit kürzeren Märschen und Turnschuhen eingeführt. Ist die RS attraktiver geworden?
Es ist keine «RS light». Wir wollen die Soldaten schrittweise fit machen. Dies führt zu weniger Unfällen und weniger medizinischen Entlassungen aus der RS. Das reicht aber noch nicht, um die RS attraktiver zu machen. Die Armee muss im Verband eine Leistung erbringen. Damit ist die Handlungsfreiheit des Einzelnen eben beschränkt. Militärärzte haben einen Transmann auf Basis eines Passus im medizinischen Handbuch für doppelt untauglich erklärt, obwohl er die medizinischen Tests bestanden hat. Was sagen Sie dazu?
Ich werde das Thema intern diskutieren. Der Mann hat einen Rekurs eingelegt, und eine Sonderkommission wird sich damit befassen. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass auch Transmenschen ein Anrecht haben, Dienst zu leisten, wenn sie alle Voraussetzungen erfüllen. Das Handbuch werden wir überarbeiten. Ein Militärarzt soll ihm gesagt haben, andere Rekruten könnten ihn mobben. Fehlt die Akzeptanz in der Armee? Nein. Ich sehe kein Problem. Die Jungen sind sehr offen. Wir legen viel Wert auf Diversity-Management, auch in der Ausbildung unserer Kompaniekommandanten.
Sind solche Schlagzeilen schlecht fürs Image der Armee, weil sie dann als rückwärtsgewandt gilt?
Ich sehe darin vor allem eine Chance. Wir müssen jetzt über die Bücher gehen und einem Bürger eine Antwort geben, der seine Bürgerpflichten erfüllen will.
Ein Potenzial für die Armee sind auch Frauen. Denken Sie, dass diese in 15 Jahren Dienst leisten müssen?
Das ist eine politische Frage. Ich wünsche mir aber ganz klar mehr Frauen in der Armee. Sie haben eine andere Art, wie sie auf die Bevölkerung zugehen. Das sehen wir in Kosovo, wo der Frauenanteil bei der Swisscoy bei 22 Prozent liegt. Über die ganze Armee sind es nur 0,7 Prozent.
Was muss man tun, um mehr Frauen anzulocken?
Der Orientierungstag findet heute mit 18 Jahren spät statt. Wir müssen junge Frauen aber schon mit 15 oder 16 erreichen, damit sie sich ein Bild machen können. Und wir müssen, solange der Dienst für Frauen nicht obligatorisch ist, mit Anreizen arbeiten. In Polen etwa gibt es für freiwillige Milizler Steuererleichterungen.
Sie treten Ende Jahr aus gesundheitlichen Gründen zurück. Was sind Ihre Pläne?
Ich will vor allem keine Nostalgie über meine Karriere pflegen. Den Fokus werde ich auf meine Familie richten. Ich freue mich auf das Sozialleben: Für ein Konzertabo bleibt als Armeechef leider keine Zeit. Zudem will ich mich in sozialen Stiftungen einsetzen. Und: Ich habe meiner Frau versprochen, bügeln zu lernen.
«Ich wünsche mir mehr Frauen in der Armee, sie haben eine andere Art, auf die Bevölkerung zuzugehen.»
Philippe Rebord