Grüner Angriff: Kickt Rytz FDP-Cassis raus?
BERN. Die grüne Parteichefin Regula Rytz will für den Bundesrat kandidieren. SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi fordert ihren Sitz auf Kosten der SP.
Regula Rytz will die erste grüne Bundesrätin werden: Gestern kündigte die Parteichefin an, am 11. Dezember zur Kampfwahl anzutreten. Nach dem Wahlsieg der Grünen könne man «nicht einfach zur Tagesordnung übergehen», sagte sie. Ins Visier nimmt Rytz den Sitz von FDP-Aussenminister Ignazio Cassis. Die SVP prüft derweil eine Abwahl von Simonetta Sommaruga (SP).
An den nationalen Wahlen mauserten sich die Grünen zur viertstärksten Kraft in der Grossen Kammer. Gespannt wartete die Öffentlichkeit seither darauf, ob die grüne Parteichefin Regula Rytz für den Bundesrat kandidieren würde.
Gestern Nachmittag liess sie vor den Medien die Bombe platzen: Sie sei bereit für eine Kandidatur, kündigte Rytz an. Sie stelle sich zur Verfügung, um Verantwortung für eine Politik zu übernehmen, die den Willen der Wähler respektiere. Formell entscheidet die Fraktion der Grünen heute, ob sie als Partei um einen Bundesratssitz kämpft. Seit dem grünen Wahlerfolg begannen vor allem linke Parteien, am Stuhlbein von FDP-Bundesrat Ignazio Cassis zu sägen. Auch Rytz will seinen Sitz angreifen.
SVP-Fraktionspräsident Thomas Aeschi hingegen sagt: «Wir müssen unserem Tessiner Landesteil besondere Sorge tragen.» Er fordert: «Frau Sommaruga müsste für Frau Rytz den Sessel räumen.» So würden der SP und den Grünen, die eine deckungsgleiche Politik betrieben und auf 30 Prozent Wähleranteil kommen, gleich wie der SVP zwei Sitze zugestanden. «Wir nehmen zur Kenntnis, dass Frau Rytz ins Rennen steigen will»,
sagt FDP-Fraktionspräsident Beat Walti. Die bisherige Zauberformel habe sehr gute Resultate gebracht. Zwar habe sich bei den Wahlen mehr als üblich verschoben, die Ergebnisse zeigten aber nicht ein komplett anderes Bild des Bundesrats. «Die Kandidatur von Regula Rytz ist ein logischer Schritt», sagt SP-Fraktionspräsident Roger Nordmann. Nun habe man endlich Klarheit und könne mit den anderen Parteien Gespräche führen. Die Bundesratswahlen finden am 11. Dezember statt.