Nach 900 Tagen frei: Mutter erkennt Marvin kaum wieder
RECKLINGHAUSEN. Der seit 2017 vermisste Marvin (15) wurde aus einer Wohnung befreit. Er muss Schlimmes durchgemacht haben.
Über zweieinhalb Jahre gab es keine Spur vom mit 13 Jahren verschwundenen Marvin aus Duisburg. Er wurde auch per «Aktenzeichen XY ... ungelöst» gesucht. Bis die Polizei am letzten Freitag wegen Verdachts auf Verbreitung von Kinderpornos die Wohnung eines 44-Jährigen in Recklinghausen durchsuchte und den Jungen dort in einem Schrank versteckt auffand. Der arbeitslose Mieter lebte mit seinem Vater (77) in der völlig zugemüllten Wohnung – bei der Haussuchung am Samstag mussten die Beamten mit Mundschutz arbeiten. Der 44-Jährige wurde verhaftet.
Auch Marvin war laut seiner Mutter, die ihn am Wochenende für zehn Minuten sehen durfte, bei seiner Auffindung «völlig verwahrlost». Er wirke «wie ein gebrochener alter Mann», sagte sie zur «Bild». Der Typ, bei dem er gefunden wurde, müsse Marvin manipuliert haben: «Ich könnte durchdrehen bei dem Gedanken, was man ihm angetan hat. Er sagte, er kam da nicht raus. Und trotzdem ist er mit denen irgendeine Bindung eingegangen.»
Ob er ein Gefangener war, ist unklar: Laut der Polizei gab es keine Hinweise, dass der Junge gegen seinen Willen festgehalten wurde. Die Wohnung, in der Marvin gefunden wurde, ist nur wenige Kilometer von der Jugendeinrichtung entfernt, in der er im Juni 2017 zuletzt gesehen wurde. Vor seinem Verschwinden soll er plötzlich Geld gehabt haben. Der Jugendliche ist nun in einer Klinik, in der er gründlich untersucht wird.
Die Folgen für ihn sind noch nicht absehbar. «Wir müssen jetzt kleine Schritte gehen. Was er erlebt hat, muss er erst mal verarbeiten. Das tut alles so weh», so seine Mutter.