Cassis nimmt Jet nach Zürich – Grüne toben
BERN. Darf ein Bundesrat von Bern nach Zürich fliegen? Nein, finden grüne Politiker und fordern ein Verbot. «Cassis flog nicht zum Plausch», so die FDP.
Bundesratsjet statt Zug – und das für wenige Minuten Zeitgewinn: Aussenminister Ignazio Cassis flog für ein Treffen mit einem EU-Kommissar von Bern nach Zürich. Grünen-Nationalrätin
Katharina Prelicz-Huber ist empört: «Wir stecken in der Klimakatastrophe. Der Flug ist jenseits.» Der Bund hingegen verweist auf das knappe Zeitfenster von Cassis’ Gesprächspartner.
Bundesrat Ignazio Cassis (FDP) jettete am Mittwoch von Bern-Belp nach ZürichKloten. Dort wartete laut «Le Matin Dimanche» eine Sitzung mit EU-Kommissar
Johannes Hahn auf den Aussenminister. Nur fünf Tage zuvor hatte der Bundesrat beschlossen, dass Beamte bei Reisezeiten unter sechs Stunden den Zug statt den
Flieger nehmen. Mit dem 100-KilometerFlug sparte Cassis wenig Zeit. Allein die Anfahrt vom Zentrum in Bern zum Flughafen per Auto dauert 20 Minuten, während die Zugfahrt nach Zürich in einer Stunde und 10 Minuten möglich ist.
«Wir stecken mitten in der Klimakatastrophe. Dieser Flug ist jenseits», empört sich Grünen-Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber. Cassis hätte eine Zugreise bestens planen können. «Wenn ein Termin eilt, kann man auch im Zug Sitzungen abhalten.» Sie prüfe einen Vorstoss, der Inlandflüge für Bundesräte verbietet. Auch Luzian Franzini, Co-Präsident der Jungen Grünen Schweiz, kritisiert: «Wer auf den Umweltschutz achtet, hätte diesen Flug nicht gemacht.» Das Verkehrsmittel sei nur eine Frage des Willens und des Zeitmanagements.
FDP-Fraktionschef Beat Walti verteidigt den Flug: «Ich gehe davon aus, dass es dafür wichtige Gründe gab.» Es sei seltsam, den Bundesräten bei wichtigen Amtshandlungen gewisse Transportmittel zu verbieten. «Herr Cassis traf den EU-Kommissar in einem angespannten EU-Dossier. Er flog sicher nicht zum Plausch.» Auch das Aussendepartement hielt den Flug für nötig (siehe unten).