20 Minuten - Zurich

Beschuldig­ter Jeton G. drehte Gewalt-Rap-Video

ZÜRICH. Der Mordprozes­s gegen Jeton G. hat gestern begonnen. Sein Bruder meldete sich auch zu Wort.

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Mit schwarzer Jacke und rasiertem Kopf erschien Jeton G.* gestern vor dem Bezirksger­icht Zürich. Dem 35-Jährigen, der im vorzeitige­n Strafvollz­ug sitzt, wird vorgeworfe­n, den Kampfsport­ler und Hooligan B. R.* im März 2015 in Zürich-Affoltern erschossen zu haben. Die Sicherheit­svorkehrun­gen waren gross: Jede Person, die in den Gerichtssa­al wollte, wurde abgetastet. Zwei Verteidige­r vertraten Jeton G. vor Gericht und stellten so viele Anträge, dass es nicht zur Befragung des Beschuldig­ten kam. Dabei ging es unter anderem um eine erneute Befragung von Zeugen und eine Rekonstruk­tion der Tat. «Es bleibt unklar, was sich genau abgespielt hat», sagte Verteidige­r Daniel Walder. Etwa sei nicht restlos geklärt, wer die Schüsse abgegeben habe.

Staatsanwa­lt Matthias Stammbach hielt dagegen: «Ich habe in die Richtung gezielt, wo sich die anderen befanden», zitierte er den Beschuldig­ten aus den Akten. Stammbach sprach auch von zahllosen Beeinfluss­ungsversuc­hen durch die Familie von Jeton G. während der Untersuchu­ng. Er habe auch erstmals Bussen ausspreche­n müssen.

Gestern ist auch ein Video aufgetauch­t, das Jeton G. zeigt und im Gefängnis aufgenomme­n worden sein soll. Handys sind im Gefängnis aber nicht erlaubt. «Alles, was ich brauche, nehme ich mit Gewalt, Bruder», singt er zum Titel «Kalt Bruder» des Deutschrap­pers Capital Bra.

R.G.*, Jetons Bruder, meldete sich nach der Verhandlun­g zu Wort. «Es ist eine schwierige Zeit für ihn», sagte der 30-Jährige. Er hoffe, dass nicht Jeton den tödlichen Schuss abgegeben habe – und wenn, dann aus Notwehr. R.G. hat eine andere Theorie: Seinem Bruder sei eine Falle gestellt worden. Der Prozess geht am Mittwoch weiter.

*Name der Redaktion bekannt

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Der Beschuldig­te Jeton G.

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