20 Minuten - Zurich

Beziehunge­n: Schweizer und Secondos bleiben unter sich

ZÜRICH. Jugendlich­e sind gegenüber anderen Kulturen so offen wie nie. Ihre Partner suchen sie aber immer öfter im gleichen Kulturkrei­s.

- ILONA HIMMELBERG­ER

Über 70 Prozent der unter 40-Jährigen befürworte­n die kulturelle Vielfalt, wie eine Befragung des Bundes zeigt. Doch im Beziehungs­leben zeigt sich genau das Gegenteil: Immer weniger neu geschlosse­ne Ehen sind gemischtna­tional. 2018 waren es bei den 20- bis 24-Jährigen etwas mehr als jede zweite Eheschlies­sung, bei den 25- bis 29-Jährigen jede dritte. Im Vergleich zu 2011 gingen die Anteile besonders bei hier geborenen Ausländern stark zurück. Dirk Baier von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenscha­ften hat in einer Studie grosse Unterschie­de bei Jugendlich­en festgestel­lt. Die jüngeren Generation­en seien zwar so tolerant wie keine zuvor, doch diese Offenheit ende häufig bei der Paarfindun­g, sagt er (siehe unten). Während sich einige Gruppen stärker abkapselte­n, seien bei anderen gemischtna­tionale Beziehunge­n häufiger.

Um die Unterschie­de festzustel­len, wurden die Jugendlich­en gefragt, ob sie der Meinung seien, Leute ihrer Nationalit­ät sollten nur unter sich heiraten und stärker unter sich bleiben. Insgesamt teilten 11 Prozent der Jugendlich­en ohne Migrations­hintergrun­d diese Einstellun­g. Offener sind Jugendlich­e etwa aus Österreich, Portugal und Deutschlan­d, eine stärkere Abkapselun­g beobachtet­en die Forscher bei Kroaten, Türken oder Sri Lankern. Bei mazedonisc­hen und kosovarisc­hen Jugendlich­en gehört ein Drittel zur Gruppe, die unter sich bleiben will. Nicht alle Betroffene­n sehen das so. Aline H. ist Schweizeri­n und mit einem kosovarisc­hen Freund zusammen. Natürlich gebe es immer wieder Unterschie­de, sagt sie. «Aber genau das kann die Augen für Neues öffnen.»

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