Wo bleibt dieses Jahr der Schnee?
ZÜRICH. Der Winter ist so mild und schneearm wie selten zuvor. Die Natur spielt verrückt.
Erinnern Sie sich an das Wetter vor einem Jahr? Eine Schneedecke lag über der Schweiz. Dieses Jahr dagegen lässt der Schnee auf sich warten. Der
Winter ist so mild wie selten zuvor. Bereits fliegen erste Bienen herum. Haselund Erlenpollen sind in der Luft. Grund dafür sind die Hochdruckgebiete, die über Mitteleuropa liegen. Dieses Wochenende aber sinken die Temperaturen. Vielleicht kommt es sogar zu einigen Flocken im Flachland.
Schneefälle im Flachland und Lawinengefahr in den Bergen – so präsentierte sich das Wetter vor einem Jahr. Ganz anders sah es in den letzten Tagen aus: Fast frühlingshafte Temperaturen herrschten in der ganzen Schweiz. Schon im Dezember war es warm: Gemäss den Daten von Meteo Schweiz erlebte die Schweiz 2019 mit einer landesweiten Durchschnittstemperatur von 0,8 Grad Celcius den drittwärmsten Dezember seit Messbeginn 1864. Regula Gehrig von Meteo Schweiz sagt: «Die Winter in der Schweiz sind in den letzten Jahrzehnten wärmer geworden.» Auch die Nullgradgrenze hat sich in den letzten 50 Jahren um 250 Meter nach oben verschoben.
Der ausbleibende Winter macht Skiorten in tieferen Lagen
zu schaffen. Auch die Natur reagiert. Peter Enz vom Botanischen Garten der Uni Zürich sagt: «Es blühen schon die ersten Schneeglöckchen, Gartenprimeln und Zyklamen, was normalerweise erst Mitte Februar der Fall ist. Erste Wild- und Honigbienen fliegen bereits vereinzelt herum.» Auswirkungen
seien auch am Verhalten der Vögel zu beobachten, sagt Christa Glauser von Bird Life Schweiz. «In diesem Winter sind auffallend viele kleinere Grüppchen von 10 bis 20 Staren da, die zu diesem Zeitpunkt normalerweise im Mittelmeerraum weilen.»
Laut Thomas
Wirth
von
WWF Schweiz kann ein verfrühter Frühling massive Auswirkungen auf das Ökosystem haben. «Es kann passieren, dass etwa die Pflanzen blühen, aber die entsprechenden Bestäuber noch nicht unterwegs sind. Das ganze natürliche System gerät so aus dem Gleichgewicht.»