Er tötete 10 Leute – so krank war Tobias R.
HANAU. Der rechtsextreme Terrorist Tobias R. verfocht krude Verschwörungstheorien. Ein Forensiker beurteilt ihn als krank.
Er war rechtsextrem, im Internet hatte er Verschwörungstheorien publiziert: Der 43-jährige Tobias R. erschoss zehn Menschen und richtete sich danach selbst. In einem kürzlich geposteten Video sagte er: Seine Tat sei «im Kampf gegen die Degeneration unseres Volkes unausweichlich». Die Opfer sind zwischen 21 und 44 Jahre alt. Kanzlerin Angela Merkel zeigte sich tief betroffen über den Amoklauf: «Das Gift von Rassismus und Hass ist schuld an viel zu vielen Verbrechen.»
Tobias R. erschoss am Mittwochabend in zwei Shishabars in Hanau neun Menschen mit Migrationshintergrund (siehe Chronologie rechts). Laut dem Generalbundesanwalt Peter Frank hatte der Täter eine zutiefst rassistische Gesinnung. R. veröffentlichte wenige Tage vor der Tat ein Video auf Youtube. Darin behauptete er, in den USA existierten unterirdische Militäreinrichtungen, in denen Kinder misshandelt und getötet würden. Ausserdem werde dort auch dem Teufel gehuldigt. USStaatsbürger sollten aufwachen und gegen diese Zustände «jetzt kämpfen». Auch veröffentlichte er auf seiner Website Skripte. Darin schrieb er, dass er von einem Geheimdienst überwacht worden sei. In einem weiteren Skript nannte er verschiedene Völker, die «komplett vernichtet werden müssten». Im November soll er Anzeige gegen «eine unbekannte geheimdienstliche Organisation» erstattet haben.
«Der Mann war intelligent, wies aber lehrbuchartige Symptome einer paranoiden
Schizophrenie auf. Die Skripte und Videos zeigen, dass er bizarre Wahnideen hatte», sagt der Basler Forensiker Andreas Frei. Er hält es aber kaum für möglich, dass ein derart gestörter Mann in rechtsextremen Gruppen aktiv verkehrte und dort Anklang fand. «Ein unbedeutender Anlass kann ihn zur Tat getrieben haben.» Vielleicht sei sein Gefühl der Bedrohung zu gross geworden. Frei geht deshalb davon aus, dass R. ein Einzeltäter mit rechtsextremem Gedankengut war. Laut einem Nachbarn verhielt sich R. unauffällig. Bei R. habe wohl eine sogenannte doppelte Buchführung vorgelegen. «Nach aussen funktionierte er normal, im Innern lebte er aber in einer ganz anderen Welt», so Frei.