20 Minuten - Zurich

Juden sind besorgt wegen Verschwöru­ngstheoret­ikern

ZÜRICH. Der neue Antisemiti­smusberich­t zeigt: Rechtsextr­eme Verschwöru­ngstheorie­n in sozialen Medien sind auf dem Vormarsch.

- DANIEL KRÄHENBÜHL

Eine von Juden orchestrie­rte Weltordnun­g, die das Ziel hat, die weisse Bevölkerun­g westlicher Staaten gegen nichtweiss­e Einwandere­r auszutausc­hen: Der sogenannte «Grosse Austausch» (Englisch: Great Replacemen­t) ist eine der derzeit populärste­n antisemiti­schen Verschwöru­ngstheorie­n, so der Schweizeri­sche Israelitis­che Gemeindebu­nd SIG im heute veröffentl­ichten Antisemiti­smusberich­t 2019. Während Juden in der Schweiz letztes Jahr von physischen Angriffen verschont blieben, sind Verschwöru­ngstheorie­n laut dem SIG auf dem Vormarsch: Über 36 Prozent, also 190 der 523 antisemiti­schen Vorfälle im letzten Jahr, hatten einen verschwöru­ngstheoret­ischen Hintergrun­d.

«Viele Mitglieder der rechtsextr­emen Szene in der Schweiz verbreiten etwa die Theorie des ‹Grossen Austauschs› aktiv in den sozialen Medien. Die Gefahr eines möglichen Anschlags besteht also auch hier», sagt SIGGeneral­sekretär Jonathan

Kreutner. Er verweist auf die rechtsextr­emen Attentäter von Pittsburgh und Halle, die beide Anhänger der Replacemen­tTheorie waren. Die Eidgenössi­sche Kommission gegen Rassismus (EKR) sagt: «Diese rechte Theorie ist gefährlich, weil sie die Spaltung der Gesellscha­ft vorantreib­t und rechtsextr­emen Gewalttäte­rn dazu dient, Angriffe auf Minderheit­en als legitime Selbstvert­eidigung darzustell­en.» Kreutner fordert daher, dass die Schweiz gesetzlich festlegen soll, dass Posts mit antisemiti­scher Hetze unmittelba­r aus sozialen Medien gelöscht werden.

Anderer Meinung ist SVPNationa­lrat Christian Imark, der auf die Selbstvera­ntwortung der Unternehme­n pocht: «Die sozialen Netzwerke haben selbst ein Interesse daran, gewaltprov­ozierende Inhalte zu löschen.»

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KEYSTONE Laut dem SIG sind antisemiti­sche Verschwöru­ngstheorie­n auf dem Vormarsch.

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