«Julian Assange zeigt typische Symptome psychischer Folter»
LONDON. Im Prozess um Julian Assanges (48) Auslieferung haben die Anhörungen begonnen. Beide Seiten erheben schwere Vorwürfe.
Während vor dem Gebäude Dutzende teils prominente Unterstützer die Freilassung des Wikileaks-Gründers forderten, sass Julian Assange vor Gericht. Der gesundheitlich angeschlagene Australier bestätigte seinen Namen und sein Geburtsdatum. Später klagte er, er könne sich wegen des Lärms vor dem Gerichtssaal nicht konzentrieren.
Die USA werfen Assange vor, über die Whistleblowerin Chelsea Manning geheimes Material von US-Militäreinsätzen
im Irak und in Afghanistan veröffentlicht zu haben. Damit habe er das Leben von Informanten vor Ort gefährdet.
Bei einer Verurteilung in allen 18 Anklagepunkten drohen ihm bis zu 175 Jahre Haft.
Assange hatte sich aus Angst vor einer Auslieferung an die USA 2012 in die ecuadorianische Botschaft in London geflüchtet. Damals lag gegen ihn ein Haftbefehl wegen Vergewaltigungsvorwürfen in Schweden vor. Die Ermittlungen wurden später eingestellt. Die britische Polizei verhaftete Assange im April 2019, weil er gegen Kautionsauflagen verstossen hatte. Er wurde zu einem knappen Jahr Gefängnis verurteilt.
Eine Auslieferung Assanges an die USA wäre nach Ansicht der Organisation Reporter ohne Grenzen «ein Angriff auf die Pressefreiheit». Die Vorwürfen gegen Assange seien konstruiert gewesen. Zudem zeige er «typische Symptome psychischer Folter», so Nils Melzer, UNO-Sonderberichterstatter für Folter.