«Wir werden unser Zuhause schon vorher verlassen»
MITHOLZ. Dass sie ihre Häuser aufgeben müssen, schmerzt die Mitholzer. Viele fragen sich, was die Zukunft für sie bringt.
Nun herrscht in Mitholz Gewissheit. Das kleine Dorf wird 2031 komplett evakuiert – alle Bewohner müssen für rund zehn Jahre ihr Zuhause verlassen. Das Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) will das unterirdische Munitionslager von seinen Altlasten befreien (20 Minuten berichtete).
Für viele der 160 Dorfbewohner war die Nachricht am Dienstagabend ein Schock. Die Hiobsbotschaft hallte gestern immer noch nach. In Mitholz herrschte gespenstige Stille. Während der Schnee lautlos auf die wenigen Dächer rieselte, grübelten die Bewohner in den warmen Stuben über schwierige Fragen. Unter ihnen Sandra Lüthi, die im Dorf aufgewachsen ist: «Wohin soll man ziehen? Reicht das Geld überhaupt für etwas Neues?» Ausserdem sei gar nicht klar, wer etwa die Häuser während der Evakuierung unterhalte. «Es stimmt mich traurig, wenn ich daran denke, dass mein Vater bei der
Rückkehr bereits 85 Jahre sein wird», meint Lüthi.
Für viele in Mitholz ist klar, dass sie den Ort nicht erst in zehn Jahren verlassen – so auch für Katrin Trachsel (55): «Wir
alt werden unser Zuhause wahrscheinlich schon vor der Räumung verlassen.» Sie befürchtet, dass es in den nächsten zehn Jahren zu diversen Baustellen und viel Lärm kommen wird. Dies, weil bis zur definitiven Räumung diverse Schutzbauten errichtet werden sollen. Trachsel: «Bereits diese Arbeiten werden die Lebensqualität der Bewohner einschränken.»
Diese Einschätzung teilt Daniel Nünlist, Wirt des Restaurants Balmhorn: «Ich sorge mich, dass hier bereits in den nächsten zehn Jahren niemand mehr einkehrt.» Nur einige Journalisten fanden am Mittag den Weg in sein Restaurant.