Deutscher Zahnarzt verlangt massiv zu viel
ZÜRICH. Eine Frau erhielt von einer deutschen Zahnklinik eine horrende Offerte. «Skandalös», sagen Schweizer Zahnärzte.
KONTROVERS M. K.* machte eine Voruntersuchung bei einer deutschen Zahnklinik, die in Schweizer Trams warb. «Ich dachte, dass eine Zahnbehandlung wie vieles andere in Deutschland günstiger ist.» K. erschrak, als sie die Offerte sah: 12 200 Euro würde die Behandlung kosten. «Ich dachte, dass ich ruiniert bin und das schlimmste Gebiss auf der Welt habe.» Der Behandlungsvorschlag: 13 Löcher flicken, drei Weisheitszähne ziehen und bei drei Zähnen Kronen einsetzen. K. holte eine Zweitmeinung ein.
In der Schweiz soll die Behandlung 2400 Franken kosten. Der Zahnarzt diagnostizierte zehn Löcher und wollte höchstens zwei Weisheitszähne ziehen. Er empfahl statt Keramikgünstigere Kunststofffüllungen, Kronen seien nicht nötig.
Olivier Marmy, Vorstandsmitglied der Schweizerischen
Zahnärztegesellschaft SSO, bezeichnet die deutsche Offerte als «skandalös». «Das ist ein typischer Fall von Überbehandlung.» Auch für die Gesundheit sei das bedenklich. «Der Einsatz von Kronen stellt hier eine irreversible Zahnverstümmelung dar.» Die deutsche Klinik bezeichnet diese Aussagen als «haltlos». «Wir legen in unserer Praxis grossen Wert auf eine
Versorgung, die eine lange Gesunderhaltung der behandelten Zähne zum Ziel hat», so der leitende Zahnarzt. Keramikfüllungen ersparten die bei Kunststofffüllungen notwendige Erneuerung in den Folgejahren.