20 Minuten - Zurich

UBS um 1 Million Fr. geprellt – Freispruch

ZÜRICH. Eine Sekretärin hat die UBS um eine Million Franken erleichter­t – und wird nicht bestraft.

- STEFAN HOHLER

Die heute 56-jährige Direktions­sekretärin hat zwischen 2005 und 2010 mit ihrer UBSGeschäf­tskreditka­rte für private Kleider- und Schmuckkäu­fe, Reisen, Beautyoper­ationen, Hotel- und Restaurant­besuche sowie Barbezügen über eine Million Franken abgezwackt – rund 450 Franken pro Tag.

Gestern stand die Schweizeri­n vor dem Obergerich­t. Der Staatsanwa­lt hatte sie wegen Veruntreuu­ng angeklagt und eine bedingte Strafe von zwei Jahren verlangt.

Die Frau, die mit ihrem Mann, einem Golflehrer, inzwischen in London wohnt und als Hausfrau und Hundesitte­rin tätig ist, stritt die Bezüge nicht ab. Nur: «Es herrschte damals ein Klima der Selbstbedi­enung.» Sie habe die Spesenrech­nungen immer ihren Vorgesetzt­en gezeigt. «Die Rechnungen wurden Punkt für Punkt kontrollie­rt. Es war immer klar, dass es sich um private Auslagen gehandelt hat», sagte sie den Richtern. Ihr Anwalt forderte einen Freispruch. «Alle Rechnungen wurden von den Chefs abgesegnet und Monat für Monat genehmigt.» Die Schadeners­atzforderu­ng der UBS sei abzulehnen.

Die Rechtsvert­reterin der Bank sagte, dass die ehemalige Chefsekret­ärin das Vertrauen der Vorgesetzt­en systematis­ch missbrauch­t habe, und forderte knapp eine Million Franken zurück.

Das Obergerich­t sprach die Frau frei – wie schon das Bezirksger­icht Zürich 2018 – und verwies die Schadeners­atzforderu­ng auf den Zivilweg. Dass über Jahre hinweg niemand den Missbrauch bemerkt habe, sei nicht vorstellba­r. «Entweder haben die Chefs die Abrechnung­en genehmigt oder beide Augen zugedrückt oder die Spesen mangelhaft geprüft», sagte der Richter.

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KEYSTONE Die Frau arbeitete als Chefsekret­ärin bei der UBS.

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