Protest gegen Flüchtlinge: Griechen attackieren Polizei
ATHEN. Die Proteste gegen neu geplante Flüchtlingszentren auf Lesbos und Chios halten an. Bei Zusammenstössen gab es über 60 Verletzte.
Um gegen den Bau neuer Flüchtlingslager zu demonstrieren, gingen erboste Anwohner auf den Inseln Lesbos und Chios gestern erneut auf die Strassen – bis am Abend friedlich. In der Nacht zuvor war es zu Gewalt gekommen: Demonstranten attackierten auf Lesbos eine Militäranlage nahe der Hauptstadt Mytilini, wo am Abend zuvor Bereitschaftspolizisten vom Festland einquartiert worden waren. Nur mit Mühe konnte die Polizei den Mob zurückdrängen, der Steine warf und Feuer legte. Auf Chios kam es zu ähnlichen Szenen – Demonstranten stürmten ein Hotel und verprügelten dort untergebrachte Polizisten. Insgesamt wurden 52 Polizisten und 10 Protestierende verletzt.
Angesichts der Heftigkeit der Proteste sah sich die Regierung genötigt, den Rückzug der Anti-Krawall-Einheiten von den Inseln bekannt zu geben. Gestern traf sich Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis mit Bürgermeistern der betroffenen Inseln, um die Lage zu beruhigen. Doch viele Bewohner liessen sich nicht besänftigen: Sie wollen nicht aufgeben, bis die Regierung ihre Pläne beerdigt.
Die Regierung in Athen will bis Mitte 2020 neue, abgeriegelte Flüchtlingslager für bis zu 20 000 Migranten bauen und die bestehenden, komplett überfüllten Lager schliessen. Derzeit sitzen auf fünf ÄgäisInseln mehr als 38000 Asylsuchende unter von Hilfsorganisationen als unmenschlich bezeichneten Zuständen in überfüllten Lagern fest. Diese sind für maximal 6200 Menschen konzipiert.