«Wir werden mit dem Virus leben müssen»
BERN. Ein Experte erwartet einen schnellen Anstieg der CoronavirusFälle. Das BAG bereitet sich darauf vor.
Die Zahl der Corona-Patienten in der Schweiz stieg gestern Abend auf neun – mehr als hundert Verdachtsfälle sind noch hängig. Für Richard Neher, Professor am Biozentrum der Uni Basel, ist darum klar: «Die Coronavirus-Epidemie lässt sich in der Schweiz nicht mehr aufhalten.» Neher rechnet in den kommenden Tagen mit einer schnellen Zunahme der Erkrankungen. Das Problem sei, dass das Virus sich wie ein Schneeballsystem ausbreite: «Jede erkrankte Person steckt im Schnitt zwei bis drei weitere Menschen an.» Sobald die Fallzahlen schnell steigen, macht es für Neher keinen Sinn mehr, sich auf die Infektionskette zu konzentrieren: «Dann können wir die Ausbreitung des Virus nur noch verlangsamen.»
Dass dieses Szenario eintreten könnte, hat gestern auch das Bundesamt für Gesundheit bestätigt: «Sobald wir es nicht mehr schaffen, mit dem Contact Tracing und dem Isolieren der Fälle einen wesentlichen Beitrag zur Verlangsamung der Epidemie beizutragen, müssen wir die Strategie ändern», sagte Daniel Koch, Leiter der Abteilung Infektionskrankheiten des BAG. Dann werden die Behörden sich auf die Behandlung der am schwersten Erkrankten konzentrieren. «Wann wir diese Massnahme verhängen, hängt nicht von einer konkreten Fallzahl ab, sondern von der Schnelligkeit der Ausbreitung. Es kann aber relativ schnell geschehen», sagte Koch. Und weiter: «Ich glaube, wir werden künftig mit diesem Virus leben müssen.»
Für Experte Neher liegen die nächsten Schritte auf der
Hand: «Je mehr Kontakt Erkrankte zu anderen Menschen haben, desto grösser
ist die Gefahr, dass sie jemanden anstecken. Dann müssen Themen wie Homeoffice oder das Meiden des ÖV angesprochen werden.»