20 Minuten - Zurich

«Wir werden mit dem Virus leben müssen»

BERN. Ein Experte erwartet einen schnellen Anstieg der Coronaviru­sFälle. Das BAG bereitet sich darauf vor.

- DANIEL GRAF

Die Zahl der Corona-Patienten in der Schweiz stieg gestern Abend auf neun – mehr als hundert Verdachtsf­älle sind noch hängig. Für Richard Neher, Professor am Biozentrum der Uni Basel, ist darum klar: «Die Coronaviru­s-Epidemie lässt sich in der Schweiz nicht mehr aufhalten.» Neher rechnet in den kommenden Tagen mit einer schnellen Zunahme der Erkrankung­en. Das Problem sei, dass das Virus sich wie ein Schneeball­system ausbreite: «Jede erkrankte Person steckt im Schnitt zwei bis drei weitere Menschen an.» Sobald die Fallzahlen schnell steigen, macht es für Neher keinen Sinn mehr, sich auf die Infektions­kette zu konzentrie­ren: «Dann können wir die Ausbreitun­g des Virus nur noch verlangsam­en.»

Dass dieses Szenario eintreten könnte, hat gestern auch das Bundesamt für Gesundheit bestätigt: «Sobald wir es nicht mehr schaffen, mit dem Contact Tracing und dem Isolieren der Fälle einen wesentlich­en Beitrag zur Verlangsam­ung der Epidemie beizutrage­n, müssen wir die Strategie ändern», sagte Daniel Koch, Leiter der Abteilung Infektions­krankheite­n des BAG. Dann werden die Behörden sich auf die Behandlung der am schwersten Erkrankten konzentrie­ren. «Wann wir diese Massnahme verhängen, hängt nicht von einer konkreten Fallzahl ab, sondern von der Schnelligk­eit der Ausbreitun­g. Es kann aber relativ schnell geschehen», sagte Koch. Und weiter: «Ich glaube, wir werden künftig mit diesem Virus leben müssen.»

Für Experte Neher liegen die nächsten Schritte auf der

Hand: «Je mehr Kontakt Erkrankte zu anderen Menschen haben, desto grösser

ist die Gefahr, dass sie jemanden anstecken. Dann müssen Themen wie Homeoffice oder das Meiden des ÖV angesproch­en werden.»

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Corona oder nicht? In Mendrisio teilen Zivilschüt­zer Patienten vor dem Betreten des Spitals ein.
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