Das denken Freerider über die Lawinengefahr
ANDERMATT. Immer mehr Wintersportler fahren abseits der markierten Pisten. Doch wieso machen sie das – und wie gut schützen sie sich?
Durch den unberührten Tiefschnee kurven, als hätte man das Alpenpanorama für sich gepachtet: Vor 30 Jahren war dies das Privileg einiger weniger Wintersportler. Mittlerweile erfreut sich Tiefschneefahren grosser Beliebtheit. Variantenfahrer Marco sagt: «In einen unbefahrenen Hang die eigene Spur zu zeichnen, ist einfach das ultimative Gefühl von Freiheit. Unbeschreiblich!» Touren-Equipment wie Sonde, Schaufel und Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS) hätten er und seine Freunde stets dabei.
Denn unter den glitzernden Schneeflocken schlummert eine Gefahr, die oft unterschätzt wird und nicht selten tödlich ist. So sterben in den Schweizer Bergen jedes Jahr im Schnitt 22 Menschen abseits der markierten Pisten durch Lawinen. «Aufgrund von Unwissen denken manche Leute, sie könnten unbeschwert ins offene Gelände fahren», sagt Bergführer Markus Wey, der in Andermatt Lawinenkurse anbietet. Es sei deshalb lebenswichtig, dass man sich richtig auf eine Tour vorbereite – und im Zweifel auch mal den Mut habe, umzukehren.
Alex (44) und Stefan (39) bezeichnen sich als Freerider der alten Schule. Einen Lawinenkurs haben die Snowboarder aber noch nie besucht. Dabei haben sie schon Erfahrungen mit Lawinen gemacht: «Einige Male hat der Schnee angefangen zu rutschen, richtig erfasst wurden wir aber zum Glück noch nie.» Heute seien sie viel vorsichtiger: «Früher dachte man sich einfach:
Hohe Lawinengefahr bedeutet guten Tiefschnee. Heute informieren wir uns bereits Tage im Voraus über die Schnee- und Wettersituation.»
Gemäss Carlo Danioth, Rettungschef in Andermatt, sind Freerider ohne Suchgerät auch für die Rettungskräfte ein Problem, da sich diese bei der Bergung dann länger im Gefahrengebiet aufhalten müssen. In Italien können Freerider ohne LVS von der Polizei mit bis zu 100 Euro gebüsst werden.