20 Minuten - Zurich

«Sie nannten ihn Schwuchtel»

ZÜRICH. Philipp ist schwul, schminkt sich gern und wird gemobbt – GummiLove-Rookie Emi (19) und ihre Freunde halten zu ihm.

- ZOS

«Als ich frisch in die Sek kam, habe ich mich schnell mit einigen Mädels angefreund­et. Philipp war von Anfang an Teil unserer Gruppe und verstand sich mit uns deutlich besser als mit den Jungs. Kein Wunder: In seiner Freizeit geht Philipp gern shoppen, schminkt sich und tratscht. Später hat er uns anvertraut, dass er schwul ist – und uns schwören lassen, dass wir das niemals jemandem erzählen.

Für uns Mädels kein Thema, wir mögen ihn ja so, wie er ist. In der Klasse ist das anders: Von den Jungs wurde er ständig gemobbt. Sie bezeichnet­en ihn als Schwuchtel, machten sich über sein Makeup und seine sorgfältig ausgewählt­en Outfits lustig.

Philipp ging es nicht gut. In ihrer Verzweiflu­ng wandte sich seine Mutter an unsere Freundin Anna. Sie mache sich Sorgen um ihren Sohn. Er sei sehr isoliert und sie höre ihn oft in seinem Zimmer weinen. Doch Philipp weigere sich, mit ihr darüber zu sprechen.

Natürlich wollten wir unserem Freund helfen. Wir schlugen vor, dass ihn jemand bei einem klärenden Gespräch mit seinen Eltern begleitet. Und so war Anna dabei, als Philipp mit seinen Eltern über die psychische Belastung durch das Mobbing sprach – und im gleichen Atemzug erzählte, dass er schwul ist. Seine Eltern reagierten zum Glück sehr respektvol­l und positiv. Das Mobbing in der Schule endete damit natürlich nicht von heute auf morgen. Aber dank dem Support durch Familie und Freunde fühlt sich Philipp heute sicherer und lernt nach und nach, sich selbst zu lieben.»

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GUMMILOVE Philipp mag Make-up – auch Emi darf mit dem Puderpinse­l an sein Gesicht.

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