20 Minuten - Zurich

Hat Asylsuchen­der (25) im Sudan Frauen entführt?

ZÜRICH. Ein Eritreer soll mitgeholfe­n haben, Frauen im Sudan zu entführen. In Zürich wurde er von einem Opfer wiedererka­nnt. Nun kommt er vor Gericht.

- STEFAN HOHLER

Mit einem ungewöhnli­chen Fall von Lösegelder­pressung wird sich das Bezirksger­icht Bülach am kommenden Dienstag befassen. Angeklagt ist ein 25-jähriger abgewiesen­er Asylsuchen­der aus Eritrea, dem die

Staatsanwa­ltschaft qualifizie­rte Geiselnahm­e vorwirft.

Die Tat geht auf April 2015 zurück. Damals waren zwei junge Frauen aus Eritrea in ein Flüchtling­slager in Äthiopien geflohen und wollten von dort weiter Richtung Europa. Im Sudan wurde die Gruppe aber von einer bewaffnete­n Bande arabischer Nomaden überfallen. Die Männer brachten sechs Opfer mit Lieferwage­n an einen unbekannte­n Ort, wo sie unter sengender Sonne und zumeist gefesselt im Freien lebten. Dort wurden die Frauen geschlagen und vergewalti­gt. Die Menschenhä­ndler drohten den Angehörige­n telefonisc­h, die Frauen zu töten oder in ein anderes Land weiterzuve­rkaufen, wo man ihnen Organe entnehmen werde, wenn sie nicht 15 000 Dollar pro Frau bezahlen würden. Dabei fungierte der Beschuldig­te als Dolmetsche­r, da er auch Arabisch sprach. Später reduzierte­n die Entführer den Betrag auf 3000 Dollar, was die Angehörige­n bezahlen konnten. Danach wurden die Frauen nach sechs bis acht Wochen Gefangensc­haft schliessli­ch freigelass­en.

Laut Anklagesch­rift ist der 25-jährige Eritreer als Hauptbetei­ligter der Geiselnehm­erbande angeklagt. Er sei an der Planung und Ausführung der Entführung sowie an den Vergewalti­gungen beteiligt gewesen. Der nicht geständige Mann sitzt seit August 2019 in Haft – eines der Opfer hatte ihn in

Zürich wiedererka­nnt, wohin er als Asylbewerb­er gereist war. Gemäss dem sogenannte­n Weltrechts­prinzip wird er aber nur wegen Geiselnahm­e angeklagt.

 ?? KEY ?? Das Bezirksgeb­äude Bülach.
KEY Das Bezirksgeb­äude Bülach.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland