Ölpreis-Kollaps: Wird der Sprit in der Schweiz nun billiger?
ZÜRICH. Erstmals rutschte der Preis für ein Fass US-Rohöl ins Minus. Die wichtigsten Antworten zum historischen Preiszerfall.
Der Preis für ein Fass mit US-Öl ist auf rund minus 40 Dollar abgesackt. «Der tiefe Ölpreis in den USA ist dramatisch», sagt ZKB-Rohstoffexperte Simon Lustenberger zu 20 Minuten. Warum sinken die Preise?
Nachfrage nach Öl ist wegen der Corona-Krise am Boden, weil die Wirtschaft in vielen Ländern praktisch stillsteht. Gleichzeitig gibt es weltweit ein massives Überangebot an Öl. Besonders in den USA ist die Lage prekär. «Die US-Lagerhäuser sind randvoll. Die Auslastung liegt derzeit bei rund 80 Prozent. Anfang Mai dürften sie voll sein», sagt ZKB-Experte Lustenberger.
Was bedeutet der Preiszerfall? Wegen des Überangebots sind laut Lustenberger viele Firmen dazu gezwungen, ihre Produktion herunterzufahren oder gar einzustellen. Weil die Förderung teuer ist und die Firmen kaum noch etwas verdienen, lohnt sich die Produktion derzeit oft nicht: «Es wird Konkurse geben und zu einer Bereinigung am Ölmarkt kommen.» Bleibe die Nachfrage weiter so tief, gebe es nur eine Lösung: eine dramatische Drosselung der Fördermengen.
Wird Tanken nun günstiger?
Agrola-Sprecherin Nadine Schumann-Geissbühler sagt zu 20 Minuten: «Die Preise werden sinken, allerdings zeitlich verzögert.» Da die Rohöl-Lagerbestände weltweit sehr hoch seien, werde der Druck auf die Preise aber weiterhin bestehen. Auch Migrol rechnet mit sinkenden Preisen, allerdings müsse man zuerst die zu höheren Preisen eingekauften Warenbestände verkaufen. «Das wird aber angesichts des Nachfrageeinbruchs bei den KonsuDie menten noch dauern», sagt Sprecher Daniel Hofer. Zurückhaltender gibt sich BP: Preisveränderungen am Rohölmarkt schlagen sich prozentual immer nur in abgeschwächter Form beim Treibstoffpreis an der Tankstelle nieder. Das gelte sowohl für Preisschwankungen nach unten als auch für solche nach oben, sagt Sprecher Peter Kretzschmar.