Frauen entführt: Mann (25) weist vor Gericht jegliche Schuld von sich
ZÜRICH. Ein Eritreer (25) soll an der Entführung von Frauen im Sudan beteiligt sein. Nun droht ihm eine lange Gefängnisstrafe.
Es war eine dramatische Szene am 11. Oktober 2017 vor dem Zürcher Migrationsamt in Oerlikon, als eine junge Frau ihren angeblichen Peiniger wiedererkannte. Er soll sie im Sudan auf der Flucht nach Europa überfallen und entführt haben. Die Frau war völlig aufgelöst und schlug auf den damals 22-jährigen Mann ein. Sie war sich sicher, dass er es war, der im April 2015 als Dolmetscher fungierte, als sie und fünf weitere Frauen im Sudan von einer Bande arabischer Nomaden überfallen und verschleppt worden waren. Erst nach Wochen wurden sie nach Misshandlungen und Vergewaltigungen gegen Zahlung von Lösegeld freigelassen.
An der gestrigen Gerichtsverhandlung in Zürich bestritt der Asylbewerber den Tatvorwurf: «Ich kenne die Frau nicht, ich habe sie nie gesehen», sagte er. Er sei damals ebenfalls auf der Flucht gewesen. Sein Verteidierst ger verlangte einen Freispruch, zudem soll sein Mandant aus der Sicherheitshaft entlassen werden, in der er seit vergangenem August sitzt. Es sei nicht auszuschliessen, dass das angebliche Opfer den Angeklagten belaste, damit es als persönlicher Härtefall beim Migrationsamt bessere Karten habe, und wies darauf hin, dass die Frau dem Migrationsamt
zwei Jahre nach der Einreise in die Schweiz von der Geiselnahme erzählt hatte. Der Angeklagte wurde aber noch von einer zweiten Frau belastet, die als Asylbewerberin in Deutschland lebt.
Der Staatsanwalt fordert wegen qualifizierter Geiselnahme eine Freiheitsstrafe von 14 Jahren für den Mann. Das Urteil folgt.