«ÖV-Maskenpflicht kann Ansteckung verhindern»
BERN. Der Bundesrat liefert Millionen Masken an Detailhändler, stellt sich aber gegen eine Maskenpflicht. Das wirft Fragen auf.
Die Armee liefert nächste Woche täglich eine Million Masken an führende Detailhändler. Sie sollen diese an die Bevölkerung verkaufen. Von einer Maskenpflicht wie in Österreich und
Deutschland will der Bundesrat aber weiterhin nichts wissen. Ein Infektiologe der Uni Zürich wittert eine Salamitaktik und wünscht sich eine klare Ansage zur Maskenpflicht im ÖV.
Es gibt auch nach dem Lockdown keine Maskentragepflicht. Das sagte Gesundheitsminister Alain Berset gestern vor den Medien. Gleichzeitig kündigte Bundesrätin Viola Amherd aber an, dass die Armeeapotheke nächste Woche täglich eine Million Hygienemasken an führende Detailhändler liefere. Der Bund bringt also Masken via Detailhandel an die Bevölkerung, empfiehlt aber weiterhin nicht, in der Öffentlichkeit eine Maske zu tragen. Von selbst gebastelten Masken rät das Bundesamt für Gesundheit (BAG) sogar ab.
«Der Bundesrat beharrt auf seiner Kommunikation, da er zu Beginn betonte, dass eine Maske nichts nützt. Er wäre unglaubwürdig, wenn er jetzt eine
Pflicht einführen würde. Aber ich glaube, er wünscht sich, dass bei einer Öffnung viele Personen eine Maske tragen würden. Darum stellt er nun so viele zur Verfügung», vermutet SVP-Nationalrätin Therese Schläpfer.
Eine generelle Maskenpflicht lehnt Huldrych Günthard, Infektiologe am Unispital Zürich, ab. «Anders sieht es dort aus, wo das Social Distancing nicht eingehalten werden kann, etwa im ÖV oder beim Coiffeur», sagt er zu 20 Minuten. «In diesen Situationen wäre eine Maskentragepflicht von Nutzen.» Der Infektiologe wittert eine Salamitaktik des Bundesrats: «Es gibt vielleicht noch nicht genügend Masken. Das Schlimmste ist, wenn man Regeln herausgibt, die man nicht einhalten kann.»
Das BAG verweist eine Anfrage von 20 Minuten auf ein
Blatt mit Fragen und Antworten zu Masken. Dort steht Überraschendes: «In schwach besetzten öffentlichen Transportmitteln ist das Tragen einer Hygienemaske nicht nötig. Zu Stosszeiten sollten Sie eine Hygienemaske tragen.» Beim Einkauf wird hingegen von einer Schutzmaske abgeraten, dort sollte man laut BAG genug Abstand einhalten können.