«Alle arbeiten ausser wir»: Megafrust im Sexgewerbe
ZÜRICH. Sexarbeiterinnen fordern Lockerungen für ihr Gewerbe. Aus finanzieller Not bieten Einzelne ihre Dienste nun illegal im Internet an.
Während Studios für therapeutische Massagen seit dem 11. Mai wieder offen sind, bleiben die Türen in Erotikbetrieben geschlossen. «Sexarbeitende sind in Not und unter Druck. Viele wollen sich an die Massnahmen halten», sagt Lelia Hunziker von der Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration (FIZ). Der finanzielle Druck auch von den Familien in der Heimat sei aber gross. Davon betroffen ist etwa die Sexarbeiterin Svetlana. Sie würde gerne erotische Massagen mit Happy End anbieten, bei denen sie die Kunden mit den Händen befriedigt – aber darf nicht. «Wir haben Masken, Handschuhe und Desinfektionsmittel – das wäre keine risikoreiche Sache.» S.K.*, genannt Monarchin Hekate, besitzt zwei BDSMStudios und findet die aktuelle Regelung ungerecht: «Wir waren solidarisch und haben den Lockdown mitgetragen. Jetzt dürfen alle wieder arbeiten ausser wir.» Prostitution lasse sich nicht per Verordnung unterbinden, entsprechend würden die Frauen in die Illegalität gedrängt. «Die Bemühungen der letzten Jahre, Prostitution in ein geregeltes Umfeld zu verlagern, werden um Jahre zurückgeworfen, wenn Etablissements aufgrund der Schliessung in Konkurs gehen», K.
Tatsächlich sind Sexinserate auf einschlägigen Plattformen nach wie vor aufgeschaltet. Offiziell bieten sie virtuelle Dienstleistungen und Massagen an. 20 Minuten hat mehrere Frauen kontaktiert. Drei von ihnen sagten auf Anhieb Ja zu einem Sextreffen. Eine Frau schrieb etwa: «Besuch bei mir okay. Halbe Stunde 150 Franken.» Laut der Kapo Zürich, aus deren Einzugsgebiet ein Teil der Sexarbeiterinnen stammen, werden bei Verstössen sowohl Freier als auch Prostituierte angezeigt.