«Ein Querschnitt der Schweizer Gesellschaft»
Regisseur Michael Steiner über «Switzerlanders», das grösste Filmprojekt der Schweiz, und den Einfluss von Corona auf dessen Wahrnehmung.
Herr Steiner, was macht «Switzerlanders» zu einem Film, den man unbedingt sehen muss?
Zum einen natürlich die Tatsache, dass er aus einer Unmenge privater Einsendungen zusammengesetzt ist. Zum anderen aber auch der Zeitpunkt der Aufnahmen. Der Film zeigt die Schweiz an einem Sommertag rund acht Monate vor Corona. Was damals normal war, erscheint nun in ganz anderem Licht.
Zum Beispiel?
Grosse Ansammlungen von Menschen. Bei Bildern von einer Klimademo denkt man nicht mehr zuerst an Greta Thunberg und ihre noch immer aktuellen Anliegen, sondern an die Abstandsregeln. Die eigentlich noch ganz junge Vergangenheit hat auf einmal etwas Nostalgisches.
Was war Ihr erster Gedanke, als Sie den fertigen Film gesehen haben?
Dass aus all den Einzelteilen ein wirklich stimmiges und flüssiges Ganzes entstanden ist. Die Angst, alles könnte ein wenig langatmig wirken, war am Anfang schon da.
Wie sehr unterschied sich die Arbeit an «Switzerlanders» von einem normalen Filmprojekt?
Sehr stark. Das Material stammt ja nicht von mir. Ich war also mehr Kurator als Regisseur. Von einigen Leuten haben wir zum Glück zahlreiche, auch längere Sequenzen zugeschickt bekommen. An diesen Menschen bleibt der Film dran, so entsteht ein roter Faden.
Wie haben Sie die einzelnen Personen für den Film ausgesucht?
Mir war wichtig, dass sie zusammen einen Querschnitt der Schweizer Gesell schaft ergeben. Es gib Einzelkämpfer und Familien, Paradiesnorvögel und ganz male Leute.
Wegen der Corona Krise können wir den Film zunächst nur zu Hause statt im Kino anschauen.
Das ist natürlich schade. Umso wichtiger ist es, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer die Lautstärke hochdrehen. Michael Stearns’ grossartige Musik trägt den Film und unterstützt seine Wucht.
Switzerlanders.20min.ch
ÜBER MICHAEL STEINER
Mit «Grounding», «Mein Name ist Eugen» und «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse» füllte der Regiesseur Michael Steiner (49) die Kinos. 20 Minuten konnte ihn nun als künstlerischen Leiter für das «Switzerlanders»-Projekt gewinnen. Dabei übergab Steiner die Regie den Zuschauern: Der Film basiert komplett auf UserVideos aus allen Teilen der Schweiz.