20 Minuten - Zurich

Service-Angestellt­e bangen ums Trinkgeld

ZÜRICH. In Restaurant­s wird vermehrt kontaktlos bezahlt, dabei gibts oft kein Trinkgeld: Serviceang­estellte erzählen.

- DANIEL GRAF/CLAUDIUS SEEMANN

Seit Mitte Mai kann man in der Schweiz wieder in Beizen essen gehen. Die Gäste zahlen wegen Corona nun vermehrt kontaktlos: einfach kurz Karte an das Terminal halten oder QR-Code scannen, und die Rechnung ist beglichen. Doch viele verzichten darauf, Trinkgeld zu geben – das Gerät fragt beim kontaktlos­en Bezahlen nicht danach.

Patrick Bircher, CEO der Pizzakette Dieci, bestätigt dies: «Im Restaurant bezahlen viele Gäste mit der Karte, bei den Kurierdien­sten sind wir während des Lockdown ganz auf kontaktlos­es Bezahlen umgestiege­n.» Das habe sich natürlich bemerkbar gemacht. Falle das Trinkgeld weg, sei das für viele ein Problem: «Das Trinkgeld macht schnell 10 bis 20 Prozent des Lohns aus.» Dies spürt auch Anita (35), die seit zwölf Jahren als Serviceang­estellte arbeitet: «Im Monat erhielt ich etwa 150 Franken Trinkgeld.» Nun seien es etwa 80 Franken. «Mit dem Lohn allein kommt man nur sehr knapp über die Runden», so die Freiburger­in. Mit weniger Trinkgeld und Kurzarbeit­slohn müsse sie sich jetzt zweimal überlegen, was sie einkaufe. Ähnlich tönt es bei Fatos Marina (26). Er arbeitet zu 100 Prozent als Kurier bei Dieci in Oerlikon: «Vor der Krise verdiente ich einige Hundert Franken pro Monat mit Trinkgeld, nun ist das komplett weggefalle­n.»

Mauro Moretto, Branchenve­rantwortli­cher bei der Unia, weist darauf hin, dass während der Krise Gastroange­stellte mit Kurzarbeit sowieso weniger verdienen als ohnehin schon. «Der Gast sollte daher vielleicht beim Trinkgeld etwas grosszügig­er sein.» Urs Pfäffli, Präsident von Gastro Zürich City, stellt aber auch eine erfreulich­e Entwicklun­g fest: «Viele wissen, dass die Krise uns hart getroffen hat, und geben eher mehr.»

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KEYSTONE Viele Serviceang­estellte sind auf das Trinkgeld angewiesen.

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