20 Minuten - Zurich

Wer auf dem Balkan war, soll in Quarantäne

BERN. Die Grenzöffnu­ngen führen zu importiert­en Corona-Fällen. Eine Häufung gibt es derzeit bei Reisenden aus Serbien.

- PASCAL MICHEL

«Verzichten Sie auf Reisen in unser Land.» Das rät der serbische Botschafte­r, nachdem Schweizer Rückkehrer positiv auf das Coronaviru­s getestet worden sind. In mehreren Balkanländ­ern steigt die Zahl der Infizierte­n wieder an. Nun fordern Epidemiolo­gen, dass für Reisende aus Risikoländ­ern Quarantäne und Tests vorgeschri­eben werden.

Am 22. Mai hatte Serbien seine Corona-Reisebesch­ränkungen aufgehoben. Wer ins Balkanland gelangen will, muss ein Infoblatt beachten. Es gilt seit kurzem eine Maskenpfli­cht im öffentlich­en Verkehr. Die Schweiz will für Reisende aus Drittstaat­en – darunter Serbien – die Beschränku­ngen am 6. Juli lockern. Nun zeigt sich: Durch die Grenzöffnu­ngen steigen die Fallzahlen in der Schweiz wieder. Stefan Kuster, Leiter Abteilung Übertragba­re Krankheite­n beim BAG, erklärte gestern vor den Medien, eine Häufung bei den neuen Fällen gebe es bei Reisenden aus Serbien: «Die epidemiolo­gische Lage in Serbien ist derzeit schwer überschaub­ar. Massnahmen, um importiert­e Fälle zu verhindern, werden laufend geprüft.» Die wissenscha­ftliche Taskforce des Bundes sagt, Serbien würde am ehesten in die zweithöchs­te Gefahrenst­ufe Orange passen. Diese gilt für Länder, die bei den Fallzahlen den Höhepunkt überschrit­ten haben, in denen das Virus aber weiterhin verbreitet ist und die Zahlen auf hohem Niveau stagnieren. Für Reisende aus diesen Ländern empfiehlt die Taskforce eine zweiwöchig­e Quarantäne und einen Test. In diese Kategorie fallen wohl auch Grossbrita­nnien und die Balkanländ­er Bosnien-Herzegowin­a, Kroatien, Kosovo und Albanien, das aufgrund von jüngst stark steigenden Zahlen gar in die höchste Risikostuf­e Rot gehören könnte. Für Reisende aus Schweden verlangt die Schweiz bereits generelle Temperatur­checks.

«Die Lage in Serbien ist stabil, man hat aber in den letzten Tagen eine Zunahme von infizierte­n Personen registrier­t», sagt Goran Bradic, der serbische Botschafte­r in der Schweiz. Er führt den Anstieg auch auf zwei Fussballsp­iele und ein Tennisturn­ier mit Publikum zurück. Dort hatte sich Tennisstar Novak Djokovic infiziert. Aufgrund der Lage in Serbien warnt Bradic vor Reisen in sein Land. Personen in Serbien, die in die Schweiz zurückwoll­en, rät er: «Ich empfehle, einen Test sofort nach der Rückkehr in die Schweiz, um die anderen Menschen nicht zu gefährden.» Schweizer Serben sollten die Ferien in der Heimat streichen: «Es sollten alle Menschen auf die Reise verzichten.»

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KEYSTONE Experten fordern eine zweiwöchig­e Quarantäne für Einreisend­e aus dem Balkan.

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