20 Minuten - Zurich

«Meine Beine brannten und ich dachte, ich sterbe»

BERN. Noemi Nowak (24) erlitt bei einem Shooting vor drei Jahren schwerste Verbrennun­gen.

- JACQUELINE STRAUB

Ein lautes Geräusch wie von einem Feuerschlu­cker: So beschreibt Noemi Nowak das Zischen, das sie hörte, Millisekun­den bevor ihre Beine Feuer fingen und ihre Haut fast bis zur Hüfte verbrannte. «Ich habe nur geschrien. Hätte ich es nicht rechtzeiti­g geschafft, mir die Hosen vom Leib zu zerren, hätte mein ganzer Körper Verbrennun­gen erlitten.»

Als der Unfall passierte, war Noemi Nowak als Model für ein T-Shirt-Shooting in einem Wald im Kanton Bern. Wiesen, Bäume, Fackeln – ein idyllische­s Setting. Als das Shooting vorbei war, wollte ein Kollege von Noemi die Fackeln mit Wasser löschen. Ein Fehler: Die Stichflamm­e, die entstand, veränderte Noemis Leben für immer. «Ich dachte, ich sterbe. An den Flug mit der Rega ins Unispital Zürich habe ich keine Erinnerung mehr.» In einer mehrstündi­gen Operation wurden ihre Brandblase­n abgeschabt, ihre Beine danach dick verbunden.

Fast drei Monate blieb Noemi nach dem Unfall zu Hause. «Wenn ich aufstand, fühlte es sich an, als würden meine Beine explodiere­n.» Wochen später wurde ihr Verband abgenommen. Zum ersten Mal sah sie ihre Narben: «Es war viel schlimmer als gedacht. Ich weinte nur noch.» Dennoch: Hass auf den Mann, der den Unfall verschulde­t hat, fühlt sie nicht. «Ich weiss, dass es keine Absicht war.»

Geht sie baden, wird sie wegen ihrer Narben oder ihrer UV-Schutzstrü­mpfe angestarrt. «Manche können gar nicht mehr wegschauen.»

Schmerzen hat Noemi heute keine mehr, manchmal aber jucken ihre Beine. Doch: «Mittlerwei­le liebe ich meine Narben. Sie machen mich einzigarti­g.»

 ?? JENNIFER MÄRZ ?? Noemi Nowak liebt ihre Narben mittlerwei­le.
JENNIFER MÄRZ Noemi Nowak liebt ihre Narben mittlerwei­le.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland