Neuer Lockdown hätte verheerende Folgen
BERN. Mehr Arbeitslose, steigende Schulden und eine Pleitewelle: Ein zweiter Lockdown hätte katastrophale Folgen für die Schweizer Wirtschaft.
Die langsam steigende Zahl von Corona-Fällen, Superspreader-Events und Hotspots lassen eine zweite Welle befürchten. Doch was, wenn das ganze Land wieder dichtmacht? «Das könnte zu einer Wirtschaftskrise führen, wie sie die Schweiz seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr erlebt hat», sagt Rudolf Minsch, Chefökonom von Economiesuisse. Die Arbeitslosigkeit würde zunehmen, der Konsum sinken und die Armut steigen. «Mit einem zweiten Lockdown würde die Zahl der Konkurse in der Schweiz wohl überproportional steigen», sagt BAKChefökonom Martin Eichler.
Etwa 70 Milliarden hat die Corona-Krise die Schweiz bereits gekostet. «Während der restriktiven Phase des Lockdown war das rund eine Milliarde am Tag», so Eichler. Ein zweiter Lockdown würde wohl ähnliche Kosten pro Tag verursachen. «Die Kosten könnten aber auch etwas tiefer ausfallen, weil sich die Unternehmen inzwischen besser an einen Lockdown anpassen können», sagt Eichler. Mit einem erneuten Lockdown könnten sich die direkten Kosten wohl auf 140 Milliarden Franken verdoppeln. Bis Ende 2022 könnte die Schweizer Wirtschaft dann sogar bis zu 242 Milliarden Franken verlieren.
Viele Firmen halten sich zurzeit mit Kurzarbeit über Wasser. Um das Unternehmen vor dem finanziellen Ruin zu bewahren, kommt es aber seit dem ersten Lockdown immer wieder zu Entlassungen. Das Seco erwartet deshalb eine Arbeitslosenquote von 3,8 Prozent für 2020. «Im Moment kann mit rund 100 000 Entlassungen aufgrund der CoronaKrise gerechnet werden», sagt BAK-Chefökonom Eichler. Bei einem zweiten Lockdown würde sich diese Zahl in diesem Jahr wohl mindestens verdoppeln.
Der Wirtschaftshistoriker Tobias Straumann geht sogar noch weiter: Er rechnet als Folge eines zweiten Lockdown mit einer Arbeitslosigkeit von bis zu 10 Prozent.