20 Minuten - Zurich

1,5-Meter-Regel vom BAG in der Kritik

BERN. Forscher machen Druck auf das BAG, Corona-Ansteckung­en durch Aerosole in die Strategie einzubezie­hen.

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Ansteckung­en über kleinste Tröpfchen, sogenannte Aerosole, sind laut der Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) zwar möglich, sie spielten aber eine untergeord­nete Rolle. Zusammen mit Hunderten Wissenscha­ftlern weltweit fordern nun zahlreiche Schweizer Forscher die WHO und das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf, über die Bücher zu gehen. Sie sind sich sicher: Die Gesundheit­sbehörden unterschät­zen die Gefahr durch Aerosole. Diese schwebten in schlecht gelüfteten Innenräume­n ein bis zwei Stunden lang in der Luft, sodass man sich trotz Abstand anstecken könne. So schreiben zehn renommiert­e Professore­n Aerosolen bei Supersprea­dingEvents eine grosse Bedeutung zu.

«Wir wussten seit dem Sommer von der Übertragun­g durch Aerosole. Die Beweise, dass es ein bedeutende­r Ansteckung­sweg ist, sind seither nur zahlreiche­r geworden», sagt etwa die Epidemiolo­gin Emma Hodcroft von der Uni Basel. Sie stellt die 1,5-Meter-Regel infrage, da sich die Leute in falscher Sicherheit wiegten. Die Behörden liessen die Leute naiv in gefährlich­e Situatione­n rennen, indem sie ihre Empfehlung­en nicht aktualisie­rten. Auch die Epidemiolo­gieprofess­orin Olivia Keiser von der Uni Genf ist sich sicher, dass der 1,5-Meter-Abstand in Innenräume­n nicht ausreichen­d ist: «Hier sollte das BAG über die Bücher gehen und die Aerosol-Problemati­k endlich anerkennen.»

Beim BAG heisst es, man wisse nicht, wie viele Ansteckung­en über mehr als 1,5 Meter Distanz passierten, an der Abstandsre­gel hält der Bund fest. Wie Stefan Kuster, Leiter der Abteilung Übertragba­re Krankheite­n beim BAG, am Dienstag sagte, geht es bei der erweiterte­n Maskenpfli­cht primär darum, die Tröpfcheni­nfektion in Innenräume­n zu unterbinde­n.

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KEYSTONE Ist der 1,5-Meter-Abstand gross genug, um Übertragun­gen zu verhindern?

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