20 Minuten - Zurich

Shannon (20) ist weder Frau noch Mann

WEINFELDEN. Shannon (20) ist nonbinär und möchte nicht als «er» oder «sie» bezeichnet werden.

- ALEXANDER WENGER

«In meinem Pass steht zwar Frau, aber das stimmt für mich nicht. Ich will auch nicht, dass dort Mann steht. Diese zwei Kategorien sind mir zu eng. Ich bin in der Mitte und nonbinär», sagt Shannon Tobler aus Weinfelden TG.

Schon als Kind weigerte sich Shannon, rosa Röckchen zu tragen. «Ich habe noch nie verstanden, warum Kleider im Laden nach Geschlecht­ern getrennt werden.»

Den Begriff nonbinär hörte Shannon zum ersten Mal mit 16 in einem Lager. Die Organisati­on «Du bist du» klärte die Gruppe über das Thema «Geschlecht­sidentität­en» auf. Shannon outete sich danach in ihrem Umfeld. Die Eltern und Verwandten nahmen die Mitteilung entspannt auf. Wie gewünscht, sprechen sie ihr Kind bis heute mit dem Vornamen und mit «du» an.

Shannons Freund hingegen hatte viele Fragen. «Nach einigen Gesprächen hat er alles verstanden. Er nutzt gegenüber seinen Freund*innen keine Pronomen, wenn er über mich spricht», so Shannon zum Zurich Pride Podcast.

Die Kritik, dass genderneut­rale Sprache anstrengen­d sei, kann Shannon nachvollzi­ehen. «Es ist ein Prozess. Doch es ist mir wichtig, denn Sprache kann verletzend sein.» Im Restaurant wählt Shannon das Frauen-WC. «Ich habe keine Lust, mich ständig zu erklären. Viele lesen mich als Frau, und so gehe ich Konflikten aus dem Weg.» Richtig findet sie das nicht: «Zu Hause hat man ja auch keine getrennten WCs.» Für die Zukunft wünscht sich Shannon Unisex-Toiletten – und ein drittes Geschlecht.

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