20 Minuten - Zurich

BAG hält die Zahlen der «Impf-Trödelei» geheim

BERN. Der Bund hält die Impfzahlen weiter unter Verschluss. Der Aufbau einer Infrastruk­tur für Massenimpf­ungen sei versäumt worden, wirft die Wirtschaft den Behörden vor.

- LEO HURNI

BERN. Trotz anderslaut­ender Ankündigun­g hält der Bund die Impfzahlen pro Kanton weiter unter Verschluss. Das kommt schlecht an: «TrödelKant­one dürfen sich nicht hinter fehlenden Zahlen

verstecken», sagt FDP-Nationalra­t Marcel Dobler. Das BAG will die kantonalen Daten zuerst prüfen: Man wolle vermeiden, dass Kantone zu Unrecht in die Schusslini­e gerieten.

110000 Dosen oder rund ein Viertel der ausgeliefe­rten Impfdosen wurden in den Kantonen bis zum Montagaben­d gespritzt. Diese Zahl lieferte gestern das BAG. Die mehrfach versproche­ne Statistik zu den Impfungen in den Kantonen blieb das BAG aber schuldig. So bleibt unklar, in welchen Kantonen es mit dem Impfen harzt. Nora Kronig vom BAG sagte, man wolle die Daten der Kantone erst überprüfen. Gleichzeit­ig wolle man vermeiden, dass aufgrund der Abweichung­en ein falscher Eindruck entstehe. Auch der oberste Kantonsarz­t, Rudolf Hauri, sagte, man wolle «kein Wettrennen» zwischen den Kantonen. Dass das BAG trotzdem noch keine Impfstatis­tik geliefert hat, stösst in der Wirtschaft zunehmend auf Unverständ­nis.

Der Schweizeri­sche Arbeitgebe­rverband

und Economiesu­isse kritisiere­n, die Schweiz habe es bisher «versäumt, rechtzeiti­g genügend Testkapazi­täten und die Infrastruk­tur für Massenimpf­ungen aufzubauen». Die Rückkehr zur Normalität führe nur über Impfen und intensives Testen. Im Gegensatz zur Pandemie sei das Impfen planbar.

Kritik kommt auch aus der Politik. SP-Nationalrä­tin Flavia Wasserfall­en: «Ein klares Monitoring der Impfzahlen ist extrem wichtig. Wir können uns keine Kantone erlauben, die weniger als möglich impfen.» FDP-Nationalra­t Marcel Dobler: «Man muss den Kantonen bei den Impfungen genau auf die Finger schauen. Trödel-Kantone dürfen sich nicht hinter den fehlenden Zahlen verstecken.»

Zahlreiche Kantone wehren sich derweil gegen den Vorwurf, den Impfstart verschlafe­n zu haben. Sie gehen in die Offensive und veröffentl­ichen nun selbst ihre Zahlen (siehe unten).

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Ankündigun­g für sich.
20M/MARVIN ANCIAN 110 000 Impfdosen wurden bis am Montagaben­d in der Schweiz gespritzt. Wie sich die Impfzahlen auf die einzelnen Kantone verteilen, behält das Bundesamt für Gesundheit trotz gegenteili­ger Ankündigun­g für sich.
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Das Video zur Geschichte sehen Sie zuerst auf unserem neuen News-Format 20 Minuten NOW!, das die wichtigste­n News schnell und kompakt präsentier­t.
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