BAG hält die Zahlen der «Impf-Trödelei» geheim
BERN. Der Bund hält die Impfzahlen weiter unter Verschluss. Der Aufbau einer Infrastruktur für Massenimpfungen sei versäumt worden, wirft die Wirtschaft den Behörden vor.
BERN. Trotz anderslautender Ankündigung hält der Bund die Impfzahlen pro Kanton weiter unter Verschluss. Das kommt schlecht an: «TrödelKantone dürfen sich nicht hinter fehlenden Zahlen
verstecken», sagt FDP-Nationalrat Marcel Dobler. Das BAG will die kantonalen Daten zuerst prüfen: Man wolle vermeiden, dass Kantone zu Unrecht in die Schusslinie gerieten.
110000 Dosen oder rund ein Viertel der ausgelieferten Impfdosen wurden in den Kantonen bis zum Montagabend gespritzt. Diese Zahl lieferte gestern das BAG. Die mehrfach versprochene Statistik zu den Impfungen in den Kantonen blieb das BAG aber schuldig. So bleibt unklar, in welchen Kantonen es mit dem Impfen harzt. Nora Kronig vom BAG sagte, man wolle die Daten der Kantone erst überprüfen. Gleichzeitig wolle man vermeiden, dass aufgrund der Abweichungen ein falscher Eindruck entstehe. Auch der oberste Kantonsarzt, Rudolf Hauri, sagte, man wolle «kein Wettrennen» zwischen den Kantonen. Dass das BAG trotzdem noch keine Impfstatistik geliefert hat, stösst in der Wirtschaft zunehmend auf Unverständnis.
Der Schweizerische Arbeitgeberverband
und Economiesuisse kritisieren, die Schweiz habe es bisher «versäumt, rechtzeitig genügend Testkapazitäten und die Infrastruktur für Massenimpfungen aufzubauen». Die Rückkehr zur Normalität führe nur über Impfen und intensives Testen. Im Gegensatz zur Pandemie sei das Impfen planbar.
Kritik kommt auch aus der Politik. SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen: «Ein klares Monitoring der Impfzahlen ist extrem wichtig. Wir können uns keine Kantone erlauben, die weniger als möglich impfen.» FDP-Nationalrat Marcel Dobler: «Man muss den Kantonen bei den Impfungen genau auf die Finger schauen. Trödel-Kantone dürfen sich nicht hinter den fehlenden Zahlen verstecken.»
Zahlreiche Kantone wehren sich derweil gegen den Vorwurf, den Impfstart verschlafen zu haben. Sie gehen in die Offensive und veröffentlichen nun selbst ihre Zahlen (siehe unten).