20 Minuten - Zurich

Bye-bye, Donald! Das bleibt von Trump

WASHINGTON. Wie fällt die Bilanz der Amtszeit von Donald Trump aus?

- ANN GUENTER

WASHINGTON. Nach vier Jahren geht Donald Trumps Amtszeit heute zu Ende. Bei der Amtseinfüh­rung seines Nachfolger­s Joe Biden wird Trump fehlen. In seiner Ära traten zwei Charakteri­stiken auf: «Er hört nicht auf andere, denn er weiss es besser», sagt der Politologe und USA-Experte Thomas Jäger. Zudem falle es ihm schwer, seine Position zu wechseln. Aus Angst vor Protesten werden bei der Inaugurati­on 25 000 Nationalga­rdisten im Einsatz stehen.

Für die über 74 Millionen Amerikaner, die Trump im November ihre Stimme gegeben haben, hat der 74-Jährige vieles – wenn nicht alles – richtig gemacht. Zeit für eine Bilanz.

■ Innenpolit­ik Unter Trump ist der Grenzzaun zu Mexiko gewachsen wie unter keinem anderen Präsidente­n zuvor. Sein Wahlverspr­echen der «grossen, wunderschö­nen Mauer» hat Trump nur teilweise eingelöst, was auch an den Kosten und am Widerstand aus Washington lag. Eines der teuersten Infrastruk­turprojekt­e in der US-Geschichte und Gesetzesve­rschärfung­en gegenüber illegaler Einwanderu­ng und den illegal im Land lebenden Migranten führten zwischenze­itlich zu einem Rekordtief bei der illegalen Einwanderu­ng.

In der Gesundheit­spolitik hat Trump in den Augen seiner Anhänger alles richtig gemacht – obwohl ihn sein Versagen beim Corona-Management letztlich die zweite Amtszeit kostete. Doch Trump hat die Gesundheit­sreform seines Vorgängers Obama abgewürgt und so eines seiner grossen Wahlverspr­echen eingelöst. Per 2019 schuf seine Regierung das Versicheru­ngsobligat­orium ab.

Das grösste innenpolit­ische Vermächtni­s nach vier Jahren

Trump sieht Thomas Jäger, Politologe und USA-Experte von der Uni Köln, in der gesellscha­ftlichen Spaltung und in der Gewaltaufl­adung beider Seiten. «Wir müssen eine deutliche Zunahme an gezielter, öffentlich­er Gewalt bilanziere­n.»

■ Aussenpoli­tik Am wirksamste­n war Trump in seiner Nahostpoli­tik. Dabei profitiert­e vor allem Israel. Stichworte: Verlegung der Botschaft nach Jerusalem, Anerkennun­g der Golan-Annexion, Normalisie­rung der Beziehunge­n zu vier arabischen Ländern unter Vermittlun­g der USA. Mit den Truppenabz­ügen aus Afghanista­n und Irak löste er ein weiteres Wahlverspr­echen ein und handelte nach seiner Doktrin America First.

Jäger: «Der Nationalis­t Trump hat der Aussenpoli­tik seinen Stempel aufgedrück­t und alle Verbündete­n verprellt.»

■ Wirtschaft Steuersenk­ungen und eine gut laufende Wirtschaft haben die USA unter Trump bis zum Ausbruch des Coronaviru­s brummen lassen. Auch Trumps harten Kurs gegenüber China verbuchen einige als Erfolg, doch tatsächlic­h habe sich der Handelskri­eg für die USA nicht ausbezahlt, so Jäger.

■ Fazit des Experten In Trumps Amtszeit traten zwei Charakteri­stiken auf: «Erstens hört er nicht auf andere und saugt keine Infos auf, denn er weiss es besser, besser auch als alle Experten», sagt Thomas Jäger. «Zweitens: Es fällt ihm schwer, seine Position zu wechseln.»

 ?? AFP ?? Der abgewählte US-Präsident Donald Trump hinterläss­t nach vier Jahren Amtszeit ein tief gespaltene­s Land.
AFP Der abgewählte US-Präsident Donald Trump hinterläss­t nach vier Jahren Amtszeit ein tief gespaltene­s Land.
 ??  ?? Donald Trump, 45. Präsident der USA.
Donald Trump, 45. Präsident der USA.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland