«Ich habe lediglich Asperger, ich bin nicht tot»
ZÜRICH. Prisca hat das Asperger-Syndrom. Mit 20 Minuten spricht die 43-Jährige offen über ihr Leben.
«In meinen eigenen vier Wänden ist alles okay. Sobald es aber um die Interaktion mit anderen Menschen geht, empfinde ich es als Krankheit», sagt Prisca. Die 43-Jährige ist Autistin und hat das AspergerSyndrom. Betroffene leiden an einer ausgeprägten Kommunikations und Kontaktstörung. Das hat auch Auswirkungen auf ihr Beziehungsleben: «Als Aspergerin kann ich nicht flirten. Ich lerne meine Partnerinnen hauptsächlich im Internet kennen», erzählt Prisca. Auch mit dem Wort Liebe kann sie nicht viel anfangen: «Ich habe gelernt, dass es eine Steigerungsform von ‹gernhaben› ist. Für mich ist es nur ein Wort.»
Prisca ist derzeit glücklich vergeben. Doch das AspergerSyndrom sorgt ab und an für Reibereien: «Wenn mich etwas stört, dann sage ich das auch. Da bin ich sehr direkt.» Prisca sagt von sich selbst, dass sie das Gegenteil einer Romantikerin sei. «Wenn meine Freundin und ich am Strand sitzen würden, dann würde sie die Sonnenstrahlen anschauen und mir erzählen, wie sie das Meer berühre und wie schön sie seien. Ich hingegen würde versuchen, zu berechnen,
wann sich die X- und YAchse berühren.» Doch auch ohne Romantik – ihr Sexleben läuft rund. «Ich habe lediglich Asperger, ich bin nicht tot», so Prisca. Sie glaubt gar, dass sie mehr Sex als der* die durchschnittliche Schweizer*in hat. «Sex ist mir sehr wichtig, ich möchte meine Partnerin befriedigen.» Ihr fotografisches Gedächtnis kommt ihr dabei zu Hilfe: «Ich merke mir, welche Berührungen bei meiner Freundin positive Reaktionen auslösen.»
Heute fühlt sich Prisca pudelwohl. «Wenn ich Zauberkräfte hätte, würde ich nicht mir das Asperger wegzaubern, sondern es der restlichen Gesellschaft anzaubern.»