2. Welle setzt Psyche von Jugendlichen zu
BERN. Kinder und Jugendliche leiden seit der zweiten Corona-Welle unter Zukunftsängsten und Depressionen.
Rosilia* ist 17 und besucht die Kanti. Ein Elternteil ist schwer krank, der andere arbeitet viel. Ihren Lieblingssport kann Rosilia wegen eines Unfalls und der Corona-Einschränkungen nicht mehr ausüben. «All diese Faktoren haben dazu beigetragen, dass aus einer etwas unzufriedenen, leicht verstimmten jungen Frau in der zweiten CoronaWelle eine depressive Jugendliche wurde», sagt Rosilias Therapeutin, die aus Datenschutzgründen nicht genannt werden möchte. «Die Eltern haben gemerkt, dass mit ihrer Tochter etwas nicht stimmt. Rosilia zeigt Anzeichen einer Depression.»
Rosilia ist kein Einzelfall. «Die Nachfrage nach Psychotherapeuten hat bei Sanasearch.ch seit September um 20 Prozent zugenommen. Spezifisch aufgrund von Depressionen, Panik und Ängsten hat sich die Nachfrage gar verdreifacht», sagt Geschäftsleiterin Kathrin Lehner. Auf der Plattform kann eine Datenbank von über 20000 Fachpersonen durchsucht werden.
Dass Kinder und Jugendliche in der Krise zunehmend leiden, zeigt auch eine Befragung von 63 Psychotherapeuten, die Sanasearch.ch durchgeführt hat: 80 Prozent haben in der CoronaPandemie einen Nachfrageanstieg um mindestens 20 Prozent festgestellt. 52 Prozent geben an, dass der Anstieg mit dem Beginn der zweiten Welle im September zusammenfalle oder seit Anfang Jahr bemerkt werde. Eine Zunahme von Essstörungen und eine erhöhte Suizidalität sind Folgen davon.
«Seit der zweiten Welle habe ich rund 60 Prozent mehr Anrufe und Besuche von Kindern und Jugendlichen, die unter der Corona-Krise leiden», sagt der Kinder- und Jugendpsychologe und -psychotherapeut Konrad Stettbacher.
*Name geändert