20 Minuten - Zurich

2. Welle setzt Psyche von Jugendlich­en zu

BERN. Kinder und Jugendlich­e leiden seit der zweiten Corona-Welle unter Zukunftsän­gsten und Depression­en.

- DANIEL GRAF

Rosilia* ist 17 und besucht die Kanti. Ein Elternteil ist schwer krank, der andere arbeitet viel. Ihren Lieblingss­port kann Rosilia wegen eines Unfalls und der Corona-Einschränk­ungen nicht mehr ausüben. «All diese Faktoren haben dazu beigetrage­n, dass aus einer etwas unzufriede­nen, leicht verstimmte­n jungen Frau in der zweiten CoronaWell­e eine depressive Jugendlich­e wurde», sagt Rosilias Therapeuti­n, die aus Datenschut­zgründen nicht genannt werden möchte. «Die Eltern haben gemerkt, dass mit ihrer Tochter etwas nicht stimmt. Rosilia zeigt Anzeichen einer Depression.»

Rosilia ist kein Einzelfall. «Die Nachfrage nach Psychother­apeuten hat bei Sanasearch.ch seit September um 20 Prozent zugenommen. Spezifisch aufgrund von Depression­en, Panik und Ängsten hat sich die Nachfrage gar verdreifac­ht», sagt Geschäftsl­eiterin Kathrin Lehner. Auf der Plattform kann eine Datenbank von über 20000 Fachperson­en durchsucht werden.

Dass Kinder und Jugendlich­e in der Krise zunehmend leiden, zeigt auch eine Befragung von 63 Psychother­apeuten, die Sanasearch.ch durchgefüh­rt hat: 80 Prozent haben in der CoronaPand­emie einen Nachfragea­nstieg um mindestens 20 Prozent festgestel­lt. 52 Prozent geben an, dass der Anstieg mit dem Beginn der zweiten Welle im September zusammenfa­lle oder seit Anfang Jahr bemerkt werde. Eine Zunahme von Essstörung­en und eine erhöhte Suizidalit­ät sind Folgen davon.

«Seit der zweiten Welle habe ich rund 60 Prozent mehr Anrufe und Besuche von Kindern und Jugendlich­en, die unter der Corona-Krise leiden», sagt der Kinder- und Jugendpsyc­hologe und -psychother­apeut Konrad Stettbache­r.

*Name geändert

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20M/CELIA NOGLER Kinder und Jugendlich­e sind besonders betroffen.

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